San Miniato

Hm, es gibt so viele Städtchen in der Toscana, von denen ich absolut und komplett begeistert bin. Doch es gibt auch solche, die einfach nur „ganz ok“ sind, und dazu zählt für mich San Miniato.

Hat nichts mit Mini, also klein zu tun, sondern Namesgeber ist wohl der Heilige Minias, von dem ich noch nie im Leben gehört hatte.

Von unserer Unterkunft im nahegelegenen Weingut aus konnte ich die schöne Silhouette schon bewundern, und jetzt bei der Weiterfahrt Richtung Verona wollen wir natürlich mal dort umherschlendern.

Palazzo del Seminario

San Miniato liegt auf einem Hügel unweit des Arno zwischen Florenz und Pisa, die jahrhundertelang um die Vorherrschaft kämpften. 

Aufgang zum Dom

Bereits 763 sind Burg und Kirche schon dokumentiert, da sie sich an einer strategisch sehr wichtigen Stelle befinden: Kreuzung der Nord-Süd-Achse Von Frankreich nach Rom und der Römerstrasse von Florenz nach Pisa. Viele Deutsche Kaiser hatten hier ihre Finger im Spiel, angefangen von Friedrich Barbarossa und Otto dem Grossen (baute hier ein Kastell) bis Kaiser Friedrich II. Die Stadt bekam auch den Beinamen „al tedesco“ (dem Deutschen).

Domplatz

Auch einige Vorfahren von Napoleon Bonaparte kamen aus diesem Ort, weshalb sich der Meister selbst wohl schon als Kind und auch später als Kaiser hier besuchsweise aufgehalten haben soll.

Dom von San Miniato
Innenansicht Dom

Es ist der einzige größere Rest der Kaiserburg Kaiser Friedrich II von 1218, die ansonsten bis auf die Grundmauern abgerissen wurde. Auch den Turm hatten deutsche Soldaten 1944 leider gesprengt, er wurde 1958 rekonstruiert. So ein schwachsinniger Krieg.

Der Turm Friedrich des Zweiten

Vielleicht ist noch erwähnenswert, dass die Gegend um San Miniato bekannt ist für die äußerst seltenen Funde weissen Trüffels. Früher wurden Trüffel von November bis März mit Hilfe von Schweinen gesucht, die aber zu viel davon zerstört haben, dafür gibt es heute speziell ausgebildete Hunde. Zum Glück mag ich grundsätzlich Trüffel nicht, sie sind unglaublich teuer, da so selten. Hier in San Miniato hätte ich aber theoretisch in einigen Feinkostläden die Möglichkeit, Delikatessen mit Trüffeln zu erwerben.

Certaldo / Toscana

Fast zufällig entdecken wir das hübsche Städtchen Certaldo. Es liegt mit seiner historischen Altstadt wie die meisten Städte auf einer Anhöhe, die man zu Fuß oder sogar mit einer Standseilbahn erreichen kann. Auf den Hinweg entscheiden wir uns für den Fussweg durch das ehemalige Haupttor „Porta al Sole“.

Aufstieg nach „Certaldo Alta“
Zeitreise ins Mittelalter

Hier ist mal ein Museumsbesuch angesagt. Man kann mit einem Ticket das Stadtmuseum im ehemaligen Palazzo Pretorio am oberen Ende der Via Boccaccio besichtigen und das Boccaccio-Haus.

Palazzo Pretorio

Der Palazzo stammt in seinen Ursprüngen aus dem 12. Jahrhundert und wurde im 15. und 16. Jahrhundert erweitert.

Gut erhalten und liebevoll restauriert

Eine zeitgenössische Kunstausstellung hat sich dazwischengemogelt, manchmal finde ich es stimmig und manchmal etwas unpassend.

Modern (unten) und alt (oben)
Innenhof Palazzo mit Kunstobjekt
Und nochmal Kunst

Die Stadt ist vermutlich der Geburtsort (evtl.auch Florenz), aber gesichert der Sterbeort von Giovanni Boccaccio. Er lebte im 14. Jahrhundert und ist einer der ersten Dichter, die ein umfassendes Gesamtwerk herausgegeben haben und gilt damit Begründer der prosaischen Erzählungen in Europa. Sein bedeutendstes Werk ist das „Decamerone“, in dem er die facettenreiche Gesellschaft des 14. Jahrhunderts portraitiert.

Seine Heimatstadt bietet daher auch stolz ein eigenes sehenswertes Museum über sein Leben und Werk an.

Auch seine umfangreiche Bibliothek ist zu besichtigen.

Boccaccio an seinem Schreibtisch

Vom Turm des Boccaccio Museums aus hat man einen schönen Rundblick.

Das Örtchen bietet auch viele nette kleine Bars, in denen man draußen einen Espresso genießen kann.

Den Rückweg kannst du bequem mit der Standseilbahn antreten. Diesen Ort würde ich im Gegensatz zum überlaufenen San Gimignano noch als Geheimtipp empfehlen. 

San Gimignano/ Toscana

Mal wieder ein UNESCO-Weltkulturerbe (seit 1990), und zwar mit Recht. Wie aus der Zeit gefallen erwartet dich hier eine vollständig erhaltene und in sich stimmige mittelalterliche Stadt.

Das „Manhatten des Mittelalters“ zieht jährlich Tausende von Touristen magnetisch an. Nur wenn ich sie mir ausblende genieße ich die Fassaden aus Ziegeln und Bruchstein.

Alles blitzsauber hier, einladend und bestens gepflegt und erhalten.

Immer wieder Türme…

Der Ort entstand im 8. Jahrhundert als Station auf dem Pilgerweg nach Rom. Im 13.Jahrhundert entstand die heute noch erhaltene 2 km lange Stadtmauer zum Schutz der Stadt. Und 72 Wohntürme sollen einst errichtet worden sein, heute sind noch 14 erhalten.

Hier wohnen auch “ echte“ Leute, nicht nur Touristen
Wie geht’s weiter?

Aufgrund der Hitze von 31 Grad und den Menschenmassen habe ich mir keine kulturellen Highlights angeschaut, sondern die Stadt in ihrer Gesamtheit auf mich wirken lassen und bei einem Wein dem bunten Treiben um mich herum zugeschaut.

Ausserdem gibt es hier zwei Eisdielen auf dem Hauptplatz mit dem besten Eis, das ich je gegessen habe, das solltest du nicht verpassen!

Le Fonte delle Fate /Toscana

Bei Poggiobossi auf der Fahrt zur nächsten Unterkunft entdecken wir in der Nähe einer alten Burgmauer einen mystischen Ort. Es ist eine alte Brunnenanlage aus dem 13.Jahrhundert, die aber verschüttet war und erst im frühen 19.Jahrhundert wieder ausgegraben wurde.

In einem Teich daneben tummeln sich einige Wasserschildkröten, aber die große Überraschung folgt noch. Fonte delle Fate heißt wohl auch „Schicksalsbrunnen“ und so eine Atmosphäre spüre ich auch in dieser Anlage.

Denn plötzlich ertönt sphärische Musik und ich erkenne bei näherem Herantreten Skulpturen im Wasser. Es sind Skulpturen von menschlichen liegenden Personen und Krokodilen.

Ein im verborgenen Eckchen angebrachte Infotafel informiert darüber, dass es sich um eine Kunstperformance, mit der ein italienischer Künstler dort eine -wie ich finde- ziemlich morbide Stimmung erzeugt. Das Werk nennt sich „I dormitori“ (die Schlafenden?).

Mich erinnern die menschlichen Nachbildungen an die rekonstruierten Überreste von Lavaopfern in Pompeji. Mir ist das etwas unheimlich, aber sehenswert ist es allemal, vor allem in Verbindung mit der Musik.

Monteriggioni / Toscana

Unweit von Siena halten wir am Morgen unterhalb dieses mittelalterlichen Dörfchens und laufen zur Besichtigung den Hügel hinauf. Es ist noch die 2 m breite und 570 m lange Stadtmauer mit Wehrang erhalten.

Von den 14 Türmen haben sich tatsächlich 11 bis in die heutige Zeit erhalten, sie sind jeweils 6×5 m gross und 15m hoch, also ein sehr seltener und imposanter Anblick.

Die Kirche Santa Maria Assunta, unspektakulär, liegt an der Piazza Roma. Insgesamt ein sehenswertes gepflegtes Städtchen, in der es auch eine Pilgerherberge gibt (Pilgerweg nach Rom). Allerdings strömen zumindest am Wochenende neben den vielen amerikanischen Touristen auch noch die italienischen Wochenendausflügler in die kleine Stadt.

Die Preise in der Gastronomie sind überdurchschnittlich teuer und es wirkte auf mich alles nicht authentisch, sondern wie eine schöne Filmkulisse. Nicht mein Ding, also waren wir auch in kürzester Zeit wieder weg.

Piazza Roma mit der Kirche Santa Maria Assunta