Unweit von Siena halten wir am Morgen unterhalb dieses mittelalterlichen Dörfchens und laufen zur Besichtigung den Hügel hinauf. Es ist noch die 2 m breite und 570 m lange Stadtmauer mit Wehrang erhalten.
Von den 14 Türmen haben sich tatsächlich 11 bis in die heutige Zeit erhalten, sie sind jeweils 6×5 m gross und 15m hoch, also ein sehr seltener und imposanter Anblick.
Die Kirche Santa Maria Assunta, unspektakulär, liegt an der Piazza Roma. Insgesamt ein sehenswertes gepflegtes Städtchen, in der es auch eine Pilgerherberge gibt (Pilgerweg nach Rom). Allerdings strömen zumindest am Wochenende neben den vielen amerikanischen Touristen auch noch die italienischen Wochenendausflügler in die kleine Stadt.
Die Preise in der Gastronomie sind überdurchschnittlich teuer und es wirkte auf mich alles nicht authentisch, sondern wie eine schöne Filmkulisse. Nicht mein Ding, also waren wir auch in kürzester Zeit wieder weg.
Schon lange steht Siena auf meiner Wunschliste und jetzt ist es endlich so weit. Ob Siena wirklich eine der schönsten Städte der Toscana ist?
Parkplatz vor dem historischen Zentrum. Italien ist immer noch das Land der Motorroller.
Das Wetter ist Anfang September hochsommerlich und der Bummel kann beginnen. Komm mit.
Erste Ausblicke Enge GassenSchöne Paläste
Viele feine kleine Geschäfte laden zum Einkaufen ein. Sehr gute und freundliche Beratung fällt mir positiv auf. Zum Glück prägen keine Billigläden das Stadtbild, möge Siena sich diesen Luxus bewahren.
Hut-und MützengeschäftViele Touristen Torre del Mangia
Alle Gassen führen sternförmig zur im Mittelpunkt der Stadt gelegenen Piazza del Campo. Die halbrunde Anordnung erklärt sich wohl aus der Existenz eines früheren Amphitheaters an dieser Stelle.
Piazza del Campo: die Häuser bilden einen Halbkreis gegenüber dem Rathaus
Das Rathaus, Palazzo Pubblico, wurde 1297 gebaut. Sein Turm, der bestiegen werden kann, überragt mit 102m die übrigen Häuser und nennt sich Torre del Mangia. Er wurde ab 1325 errichtet.
Palazzo Pubblico mit Torre del MangiaDom zu Siena in der Gesamtansicht
Und endlich sehen wir ihn in seiner ganzen Pracht: Der imposante Dom, das Wahrzeichen von Siena, beeindruckt schon von aussen mit seiner dunkelgrün/weissen Marmorverblendung auf Ziegelsteinen. 1284 begannen die Arbeiten an der Fassade. Die Pest und andere Schwierigkeiten verhinderten, dass der Petersdom in Rom-wie ursprünglich geplant -übertroffen werden konnte.
„Cattedrale di Santa Maria Assunta“ -da will ich rein!Überwältigender Innenraum Einzigartige Marmorabbildungen auf dem Boden
Weisser und schwarzer Marmor dominiert im Inneren. Das soll wohl auch einen Bezug zum schwarz-weissen Stadtwappen Sienas aufweisen.
Blick in die KuppelEine Augenweide neben der anderen…
Diese Kanzel aus Marmor wurde von Pisano im 13. Jahrhundert geschaffen, was für ein Kunstwerk!
Achteckige Kanzel, Löwen tragen die Säulen Das Abendmahl Jesu in der FensterroseWunderschöne Gemälde, teilweise fast dreidimensional wirkend
Direkt im Nebengebäude des Doms ist auch die sehenswerte Piccolomini-Bibliothek zu besichtigen.
Piccolomini-Bibliothek
Kardinal Piccolomini, der spätere Papst Pius III, erteilte den Bauauftrag im Jahre 1492, um die reiche Büchersammlung seines Onkels Papst Pius II. aufzunehmen. Diese kam zwar nie dort an, dafür sind aber kostbare Chorbücher aus dem 15. Jahrhundert zu bewundern.
Die berühmte Marmorstatue der „Drei Grazien“Großformatige ChorbücherDetailbild aus einem der alten Bücher (um 1470)Rund um den Dom
So, genug Kultur. Es war überwältigend. Das reicht mir für heute als Input. Ein schönes Essen an der frischen Luft tut abschließend gut.
Letzter Blick auf die sich spiegelnden Wolken in der Fensterrosette…Ja, Siena beeindruckt mich sehr und ist wunderschön. Ein großartiges Erlebnis.
Auf dem Weg in die Toscana schauen wir uns Modena an. Es ist ein beschauliches Städtchen mit einer farbenfrohen gepflegten historischen Altstadt.
Überall findet sich nette Gastronomie zum DraussensitzenAuch sowas Nettes mit den Regenschirmen…
Es gibt zwar schicken Einzelhandel wie exklusive Modelabels, aber zum Glück zumindest derzeit keine Billigläden, die das Gesamtbild negativ beeinflussen. Hoffentlich bleibt es so.
Viele Arkadengänge mit kleinen Geschäften, besonders angenehm bei Regen oder grosser Hitze
Auf der anderen Seite des großen Platzes gegenüber der Kathedrale befindet sich der Palazzo Comunale, seit dem 11. Jahrhundert Sitz der Stadtherren.
Blick auf den Palazzo ComunalePiazza Grande, Herzstück der Stadt
Besonders gefallen hat mir die Kathedrale von Modena, die schon im Jahr 1184 geweiht wurde, fertiggestellt wurde sie aber „erst“ 1322 (na, da haben die Kölner mit ihrem Dom etliche Jahrhunderte länger gebraucht). Sie wirkt hell und freundlich.
Die Kathedrale ist nach dem Bischof von Modena und Schutzpatron der Stadt benannt: San Geminiano.
Die Kathedrale ist eins der bedeutendsten romanischen Bauwerke in Europa und von der UNESCO seit 1996 zusammen mit der Piazza Grande als Weltkulturerbe anerkannt.
Die Außenwände der Kirche sind mit weißen Marmorplatten verkleidet, zwischen die sich rötliche und graue Steine mischen, weshalb sich ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild ergibt. Das eigentlich tragende Mauerwerk ist Mischmauerwerk aus wiederverwendeten Baumaterial römischer Ruinen.
SüdportalKnoten in der Säule sieht man nicht so oft…Immer wieder Löwen, hier am romanischen HauptportalBeeinduckender Innenraum. Viele hochwertige Materialien wie weisser und roter Marmor, aber auch roter Backstein. Hier verabschiedete sich das Volk auch 2007, nach seinem Tod von Luciano PavarottiHauptapsis im DomDer 86m hohe Glockenturm Torre Ghirlandina , das Wahrzeichen der Stadt Modena
Bilbao im Winter ist ein echtes Wagnis, was das Wetter betrifft. Die baskische Nordküste Spaniens ist eher für raues Klima bekannt und ich wage kaum auf Sonne zu hoffen. Glück gehabt! Nachts kühlte es zwar auf 5 Grad ab, aber tagsüber erfreuen uns 20 Grad im Schatten und ein Bilderbuch -Himmel. Ideale Bedingungen für einen ersten Spaziergang.
Überall in der Stadt begegnen uns schöne Skulpturen Glasfenster im BahnhofAußenfassade Bahnhof Bilbao Immer am Fluss (Ria de Nervion) entlang……zur kleinen Altstadt (hier die Kathedrale)Die alte Straße läd zu weiteren Erkundungen einDieses zauberhafte Paar tanzt Samba auf einem Platz in der SonneWeiter Richtung Museum……am Rathaus vorbei Puente Zubizubi
Und endlich kommt das „Objekt unserer Begierde“ in Sicht, der Ursprung des Wunsches, überhaupt nach Bilbao zu reisen: das Guggenheim Museum.
Ist es nicht eine traumhaft schöne Architektur? Ich bin fasziniert……und kann mich kaum sattsehen an dieser architektonischen Meisterleistung.„Tall Tree And The Eye“ von Anish KapoorSeitentreppe des Museums „Puppy“, 12 Meter hohe blumenbepflanzte Skulptur
Am nächsten Tag steht der Museumsbesuch auf dem Plan.
Innenansicht Eingangshalle, wowStahlkunst. Erinnert an die ehemalige Stahlproduktion in Bilbao Hier kann man durchlaufen. Hat was.Blick von der Empore. „The Matter of Time“ von Richard Serra. Gefällt mir. Immer mal wieder Blick nach draußen oder sogar die Möglichkeit, eine Aussenterrasse zu betretenEinfach faszinierend diese KonstruktionBlick von einer der TerrassenBeispiel für einen Ausstellungsraum
Also, wenn ich ganz ehrlich bin, hat mich die Ausstellung-inklusive der Sonderausstellung Miro- nur am Rande interessiert. Da ging es im Laufschritt durch, sorry, moderne Kunst ist einfach nicht so mein Ding.
Das ist ja noch ganz nett Hm, was soll mir dieses Tuch sagen? Klassiker: Miros „Sonne“ in der Sonderausstellung. Na ja.Wieder draußen in der Sonne. Beschriftung am Museum. Schön war’s.
Alleine für den umwerfenden Eindruck des harmonisch gestalteten Museumsbaus von 1997 des Architekten und Designers Frank O.Gehry lohnt sich ein Städtetrip Bilbao.
Weiter Richtung Hafen.Maritimmuseum open air.Mit so verspielten Parks hatte ich nicht gerechnet…Ideal zum „Lustwandeln“
Das Städtchen bietet so viel mehr, ist überschaubar und mit vielen Möglichkeiten zum Entspannen ausgestattet.
Abends geht es dann noch auf den Monte Artxanda mit der Zahnradbahn. 30 Minuten Wartezeit für 3 Minuten Fahrzeit.
1915 in Betrieb genommen.Auch hier oben : schöne Kunstobjekte.Blick vom Monte Artxanda auf Bilbao.
Letzter Tag in Bilbao: Das Meer ist nicht weit und wir machen bei etwas bewölkterem Himmel einen Ausflug zum Atlantik.
Brücke von Plentzia
Problemlos kann man diesen Ort mit der Metro erreichen. Übersichtliches System, einfach mit der Linie 1 bis zur Endhaltestelle fahren.
Hafen von Plentzia.Erinnert mich an den Jacobsweg in Portugal Städtetrip Bilbao beendet mit schönen Erinnerungen
Von unserem Wohnmobil-Standort Bad Staffelstein aus können wir innerhalb einer Stunde einen Tagesausflug nach Nürnberg mit dem Zug machen. Ich kann diese Stadt als touristisches Ziel sehr empfehlen.
Sofort hinter dem Hauptbahnhof kommen wir auf dem Weg in die Stadtmitte durch den ehemaligen Waffenhof der Stadt, eingebettet in die letzte Nürnberger Stadtbefestigung. Er wurde anlässlich des Dürer-Jahres 1971 erbaut und sollte als „zusätzliche Attraktion“ für die Besucher gelten und eigentlich nach Beendigung wieder abgerissen werden.
In der „kleinen Stadt am Königstor“ werden kunsthandwerkliche Produkte angeboten, bei deren Fertigung man dem Goldschmied oder Puppenmacher über die Schulter sehen kann. Das vermittelt sofort das Gefühl, sich in einer „Museumsstadt“ zu befinden.
Brunnen auf dem Marktplatz
Im 2. Weltkrieg wurde Nürnberg stark zerstört. Aufgrund der starken Industrie und seiner Funktion als Verkehrsknotenpunkt, aber auch als Wohnstadt und aufgrund der symbolischen Bedeutung als „Stadt der Reichsparteitage“ bot sie für die Bomber der Alliierten leider ein wichtiges Ziel.
Turm der Kaiserburg
Die Stadt wurde aber danach im alten Stil wieder hervorragend rekonstruiert. Schade, dass dies in Köln nicht so gemacht wurde.
Innenhof Kaiserburg
Den Aufstieg zur Kaiserburg kann ich empfehlen, da man von dort einen herrlichen Ausblick auf die gesamte Stadt Nürnberg hat.
Zurück ins StädtchenDas Museum Tucherschloss
Neben den touristischen Sehenswürdigkeiten möchte ich Euch gerne meinen Geheimtipp für Kunstfreunde vorstellen. Hier in Nürnberg ist es eindeutig das Museum Tucherschloss mit seiner wunderbaren Zeitreise-Atmosphäre.
„Verkündigungsfenster“ von 1504, Entwurf von Dürer
Im zwischen 1533 und 1544 errichteten Tucherschloss wird die Welt der Nürnberger Handelsfamilien des 16. Jahrhunderts lebendig. Die Exponate aus dem Besitz der Patrizierfamilie Tucher gehörten teilweise zur Originalausstattung des Schlosses. Die hochkarätige Sammlung zeigt neben Kunsthandwerk, Möbeln und Tapisserien auch Gemälde vom 15. bis zum 19. Jahrhundert.
Im zweiten Weltkrieg wurde die Anlage 1945 stark zerstört. Vom Hauptbau blieben nur die westliche Hoffassade bis zum zweiten Obergeschoss mit großen Teilen des Treppenturms, die Straßenfassade mit dem Sandsteinchörlein sowie die Erdgeschossgewölbe weitgehend erhalten. Dagegen waren die Nebengebäude fast völlig zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1967–69 von einem Nachkommen der ursprünglichen Tucherer-Familie.
Nach dem Wiederaufbau hat die Familie es der Stadt Nürnberg übereignet. Es wirkt alles wie eine Filmkulisse.
Innenhof
Im angrenzenden Garten sind moderne Kunstgegenstände verteilt -es finden oft besondere Ausstellungen statt- und ich finde die Symbiose von Alt und neu sehr reizvoll.
Die Schindler-Skulpturen , perfekt platziert Als ob sie lebt…Holzskulptur von Stefan SchindlerPasst auch gut zusammen Holzskulpturen von Andreas KuhnleinEine von mehreren Objekten: „Stationen des Lebens „.
Erster Stopp auf unserer Wohnmobiltour im Sommer 2022 ist Wertheim im äußersten Norden von Baden-Württemberg, direkt an der bayerischen Grenze.
Die „Optimisten“ sind in der ganzen Stadt zu entdecken
Es begrüßt uns beim Stadtspaziergang der „Spitze Turm“. Er wurde im 13. Jahrhundert als Wach- und Wartturm errichtet und im 15. Jahrhundert mit einem achteckigen Oberbau versehen, der die Neigung des Unterbaus auszugleichen versucht. Er diente auch als Gefängnis für „Trunkenbolde“ und „zänkische Weiber“.
„Spitzer Turm“
Bisher kannte ich nur „Wertheim Village“ als Ausfahrt an der A3 auf dem Weg Richtung Süden. Nun erweist sich das Fachwerkstädtchen am Zusammenfluss von Main und Tauber als zauberhafter Auftakt unserer Süddeutschlandtour.
Marktplatz
Fachwerkhäuser am Marktplatz, die zum Teil aus dem 16. Jahrhundert stammen.
Ev. Stiftskirche
Die ev. Stiftskirche in der Ortsmitte hat mir besonders gut gefallen. Orgelmusik klingt am Samstag Morgen aus dem Inneren und lädt uns zum Hineingehen ein.
Ein Chor besichtigt die Kirche mit ihrer in Tracht gekleideten Stadtführerin und singt ein Lied…Und der gute alte Martin Luther hört zu…Schöne Malerei im DeckengewölbeInnenstadt
Der Engelsbrunnen wurde 1574 als städtischer Ziehbrunnen geschaffen. Zwei Engel tragen das Wappen der Grafschaft. Besonders interessant ist die Zuordnung der weltlichen Gestalten (Schultheiß, Ratsherr, Stadtbaumeister, Künstler) zu den damals bekannten Planeten und ihren Tierkreisbildern (Saturn, Jupiter, Mars, Venus und Hermes).
Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in Eisenach geboren. Bis heute dachte ich, dass er aus Leipzig stammt, aber dorthin kam er erst später in seiner Hauptschaffenszeit. Gestorben ist er aber dort am 28.Juli 1750. Bis zum 10. Lebensjahr wuchs der kleine Sebastian in Eisenach auf. Dann wurde er schon Vollwaise und zog zu seinem 13 Jahre älteren Bruder, bei dem er die erste musikalische Ausbildung erhielt. Das Bach-Museum gibt es schon seit 1907.
Bachdenkmal auf dem Museumsvortrag
Im historischen Bachhaus sind Wohnräume aus Bachs Zeiten zu besichtigen. Hier findet stündlich ein kleines Konzert auf historischen Musikinstrumenten aus der Bachzeit vor.
Historisches Bachhaus, Gartenseite
Zum 100jährigen Bestehen des Museums wurde ein Neubau an den Altbau angesetzt. Ich finde diesen Betonklotz so architektonisch daneben, dass ich ihn sogar aus Abscheu nicht fotografiert habe. Innendrin ist es allerdings prima gestaltet mit allem, was einen Museumsbesuch von heute nicht langweilig werden lässt.
Jetzt kenne ich also die Unterschiede von Spinett, Clavichord und Cembalo, weil sie der vortragende Musiker so nett erklärt hat.
Wenn man schon mal an der Grenze zu Thüringen ist, ist Eisenach mit der berühmten Wartburg eigentlich nur noch einen Sprung entfernt. Die wollte ich mir schon lange mal anschauen, steht auf meiner Löffel-Liste (= Liste mit Dingen, die noch zu verwirklichen sind, bevor man den Löffel abgibt ;-).
Der Klassiker
Zu Fuss erklimmen wir den recht steilen Weg zur Burg hoch über Eisenach. Nette Schautafeln zu Luthers Leben machen den Weg interessant und es fällt nicht so auf, dass ich bei dem bisschen Steigung schon schnell ausser Atem bin. Aber zu Luther kommen wir später noch.
Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel lässt den Aufstieg angenehm werden. Ca.3 km von der Stadtmitte Eisenberg aus erreichen wir den historischen Ort des Begehrens, um eine weitere Bildungslücke zu schließen.
Blick von der Burg aus zurück
Die ehrwürdige Burg spätromanischer Baukunst hat seit dem 12. Jahrhundert schon so einiges in der deutschen Geschichte mitgemacht. In diesem Zusammenhang erscheint die Teilung Deutschlands auf der Zeitleiste fast zur Bedeutungslosigkeit zusammenzuschrumpfen.
Innenhof
Zurück zum ehrwürdigen Gemäuer. Im Innenhof flattern ein paar weisse – landläufig als Friedenstauben bekannte – Vögelchen herum. Hoffentlich ein gutes Zeichen, dass der Ukrainekrieg bald beendet sein wird. Hier in Thüringen ist man schon ein beunruhigendes Stück näher dran als im heimischen Rheinland.
Vogel mit starker Symbolkraft
Die Burg war berühmter Schauplatz der schönen Künste im Mittelalter und hier wurden u.a. Lieder zur Laute von Walther von der Vogelweide (1170-1230) geschmettert und Dichtungen Wolframs von Eschenbach entstanden. Den Walther kennen wir ja schon aus Bozen, wo er in Bronze gegossen auf dem Marktplatz steht. Erstaunlich für uns moderne Menschen im Zeitalter von Internet und schnellen Autos uns vorzustellen, wie so ein „Song“ -ehemals Minnegesang- sich damals über so grosse Entfernungen verbreiten konnte und ein Hit wurde, der bis heute in Überlieferungen existiert.
Hier auf der Burg soll der sogenannte „Sängerkrieg“ stattgefunden haben. (Es handelt sich hierbei vermutlich um den Ursprung des heutigen ESC ;-)), der eingefleischten Wagnerianern aus dem „Tannhäuser“ bekannt sein sollte. War mir persönlich neu, bin aber auch kein Fan der stundenlangen düsteren Musikexesse von Richard Wagner.
Ebenso bekannt und verehrt bis heute soll die Heilige Elisabeth von Thüringen sein, von deren Leben und Wirken zwei der Palasräume in den Wandbildern erzählen. Noch eine weitere Bildungslücke geschlossen, ist vielleicht für eine Frage bei Günter Jauch mal wichtig ;-).
Bilderwände
Nun springen wir weiter in der Geschichte und befinden uns jetzt in den authentischen Räumlichkeiten, über deren knarzende Dielenbretter schon Martin Luther von Mai 1521 bis zum März 1522 gelaufen ist. Das ist genau ein halbes Jahrtausend her und die schöne Burg steht immer noch. Das macht mich tatsächlich ein wenig ehrfürchtig. Dies ist also die Geburtsstätte der Lutherbibel.
Martin Luther, gemalt von Lucas Cranach Luthers Arbeitszimmer
Lucas Cranach der Jüngere aus Wittenberg war wie sein Vater (praktisch: der war Lucas Cranach der Ältere) ein guter Bekannter von Luther. Er hat u.a. Luthers Eltern portraitiert und ihn auch später bei der Vervielfältigung von Flugschriften unterstützt.
Luthers Eltern, von Cranach portraitiert
Als Maler reformatorischer Altäre, als Porträtist und hochbegabter Zeichner gab auch Lucas Cranach der Jüngere der Reformation ein Gesicht und hat uns viele Portraits aus der Reformationszeit überliefert. 1550 übernahm er die Werkstatt seines Vaters in Wittenberg, dessen Malstil er lange beibehielt.
Etliche reformatorische Flugschriften, eine von Luther handschriftlich kommentierte Bibel und verschiedene Gegenstände aus seinem Besitz runden das historische Highlight ab.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte die zur Ruine gewordene Wartburg das grosse Glück, einen Liebhaber im Großherzog Carl Alexander zu finden, der sie umfassend erneuerte und dekorativ ausgestaltete. Die mittelalterliche Bausubstanz wurde erhalten und restauriert als Denkmal von nationaler Bedeutung (danke, Carl Alexander für deine Weitsicht!) und durch stimmige Neubauten ergänzt.
Anlässlich des 300.Jahrestages der Reformation und des 4. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig versammelten sich genau hier in diesem Saal-vermutlich ohne Bestuhlung, sonst hätten sie nicht alle reingepasst- am 18. Oktober 1871 rund 500 Studenten und einige Professoren von 11 Universitäten. Ziel war die Erschaffung eines einheitlichen Deutschlands, erstmals wurden die Farben der heutigen Bundesflagge schwarz-rot-gold als Symbol der nationalen Einheit zur Schau gestellt. Wieder ein Meilenstein auf dem Weg zur Bundesrepublik. Und hier bist du quasi mit dabei im historienumwobenen Festsaal.
Der historische Saal
Insgesamt ist die Besichtigung der Wartburg sehr vielfältig, interessant und für Geschichts- und Burgenfans gleichermaßen sehenswert. Weitere Infos findet Ihr hier:
Kennt vermutlich keiner. Verwandtenbesuch führt mich für ein Wochenende hierhin und ich erfahre einiges über die ehemalige Grenzstadt an der Werra. Grenze Hessen Thüringen und auch leider viel zu lange innerdeutsche Grenze.
Großburschla wurde zur sowjetischen Enklave in der amerikanischen Zone.
Während der innerdeutschen Teilung nach 1945 ragte aufgrund einer merkwürdigen Grenzziehung das thüringische Großburschla ca. 7 km nach Hessen hinein und lag damit komplett im Grenzgebiet der DDR. Es durfte nur von Anwohnern und Menschen mit besonderer Genehmigung betreten werden.
Kaum zu glauben, dass Grossburschla aufgrund der geschützten Lage im Werratal einst eine blühende Ortschaft war. Es wurde sogar Tabak angebaut! Der Ort versorgte bis in die 1960er Jahre zahlreiche Tabakfabriken im Umland.
Einige traurige Relikte aus früherer Zeit Das „Hessische Ende“ als Strassenschild
Hier noch zwei Orte in der Nähe von Grossburschla:
Mit der Metro kommt man bis in die unterirdische neue Station des World Trade Center und ist überrascht von der kühlen futuristischen Architektur:Von aussen ist der Gebäudekomplex ebenfalls sehr beeindruckend:Wir fahren hoch in die 102. Etage und werden mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt :Anschliessend noch ein Spaziergang bis zum Hudson, vorbei an der Trinity Church mit ihrem alten GEdenkpark bzw. Friedhof:Sehr schön finde ich auch dieses Kunstwerk:Und nun Richtung Fluss, wo man gleichzeitig der Hektik der Innenstadt entfliehen kann:Und hier ist sie endlich, die Freiheitsstatue: