Alpenüberquerung

Ankunft am Tegernsee

Es ist erst der 11. September und eigentlich müsste es noch wie bis vor ein paar Tagen sommerlich warm sein. Leider ist ziemlich zeitgleich mit unserer Ankunft in Bad Wiessee am Tegernsee auch ein Kälteeinbruch erschienen, der einige unserer ehrgeizigen Pläne zu Alternativentscheidungen umplanen sollte.

Blick auf die Stadt Tegernsee von Bad Wiessee aus
Wie mag die Alpentour trotz Kälteeinbuch aussehen?
Entdeckung an der Seepromenade
Neptun, aus einem Baumstamm gefertigt

Das erste Exemplar der „Wasserschöpferin“ von Emil Cauer  in Marmor war 1903 auf der Großen Berliner Kunstausstellung ausgestellt. Dort wurde sie  von Kaiser Wilhelm II  persönlich beim Künstler gekauft und befindet sich heute in der Berliner Nationalgalerie.

Die „Wasserschöpferin“ aus Bronze von Emil Cauer dem Jüngeren (1867-1946)

Nächster Tag: zunächst entgegen der Erwartung noch Sonnenschein. Wir genießen den Höhenweg von Gmund zur Stadt Tegernsee.  Ausgangspunkt ist der historische Bahnhof von Gmund.

Gmund am Tegernsee, Bahnhof von 1883

Wir haben bei einem Reiseveranstslter eine Wandertour vom Tegernsee bis Sterzing gebucht, mit Gepäcktransport. Die Wanderung am See lang am ersten Tag dient eigentlich nur zum Warmlaufen, könnte aber schlussendlich die einzige Erinnerung an reinen sonnigen Tag werden. 

Skulpturengruppe „Thomas Mann mit Bauschan“ von Quirin Roth, 2001

Herr und Hund“  ist eine der längsten Erzählungen von Thomas Mann. Sie entstand 1918. Er schildert darin seine Erlebnisse mit seinem Hund Bauschan. Der in Lübeck geborene Thomas Mann lernt das Tegernseer Tal durch seine Eltern kennen, die seit 1883 Sommergäste in Wildbad Kreuth sind. Die längste Zeit seines Lebens verbringt Thomas Mann dann später in Bayern.

Kunst am Seeufer vom Ort Tegernsee

Insgesamt sind es dann doch noch 12 km geworden.

Rathaus Tegernsee
Schloss Tegernsee

Das Herzogliche Schloss Tegernsee ist das ehemalige Kloster,  im 8. Jahrhundert gegründet und bis 1803 wichtigste Benediktinerabtei Oberbayerns. Es beherbergt die herzögliche Gruft der bayerischen Herzöge, die genau wie das Schloss nicht zu besichtigen sind. Aktuell ist es im Besitz der Wittelsbacher.

Überfahrt im Ruderboot wie einst der König

König Max I Joseph von Bayern nutze den „Überführer“, um von Tegernsee in die Gaststätte „Überfahrt“ in Rottach-Egern zu kommen. Um den Weg rund um die Egerner Bucht zu vermeiden, ließ er sich an der engsten Stelle des Sees zwischen der Tegernseer Point und Rottach-Egern mit einem Boot über das Wasser zu seinem Lieblingslokal in Egern bringen. Noch heute ist diese Möglichkeit gegeben. Durch Läuten einer Glocke rufen Sie das Ruderboot und werden für eine kleine Gebühr – mit Hilfe von Muskelkraft – gemütlich übergesetzt. Soweit die Theorie.  Bei zu starkem Wind – wie es wohl bei unserer Ankunft am Ruderboot am anderen Ufer herrschte- macht der Ruderer Feierabend . Aber es gibt ja zum Glück noch die Busverbindung nach Bad Wiessee zurück.

Tag 3:

Zu Fuß Richtung Süden

Heute soll es laut Plan über einen Höhenzug nach Achensee in Tirol gehen. Wegen des schlechten Wetters (6 Grad, Regen und Schneefall bis runter auf 1500m) wird umgeplant:

Die Weissach südlich des Tegernsees

Vom Südufer des Sees, der Weissachbrücke (bis dahin per Bus), geht es bequem auf einem „harmlosen “ Spazierweg immer an der Weissach entlang Richtung Kreuth. Der Regen legt dafür sogar eine kleine Pause ein.

Denkmal u.a. für Franz Defregger, dem Maler

Bis 2016 war Wildbad Kreuth bekannt für die Dreikönigstreffen der CSU, nun steht das ehemalige Kurhaus erstmal leer.

Wildbad Kreuth

Eine weitere Busfahrt bringt uns zur Zwischenstation „Glashütte“, von wo aus es später (Busverbindung nur zweimal täglich!) über die Grenze nach Österreich bis zu unserem nächsten Übernachtungsort geht.

Diesen gemütlichen Gasthof gibt es schon seit dem 12. Juli 1698.

Einer der Tegernseer Mönche versuchte hier früher eine Glasbläserei aufzubauen. Den Namen „Glashütte“ erhielt das kleine Dorf jedoch erst 1808 nach Gründung der Gemeinde Kreuth. 

Kleine Barockkirche neben dem Gasthof

Tag 4:

Regen, Regen, Regen.  Unwetterwarnungen auf allen Kanälen. Da macht auch der geplante Spaziergang entlang des Achensees in Nordtirol keinen Spaß. 

Wir nehmen den Bus bis Maurach am südlichen Seeufer und von dort Umstieg bis Jenbach. Hier wartet die Zillertalbahn auf uns. Nur wenige Kilometer und wir kommen am Tagesziel Fügen an.

Musik auf dem Volks-und Bauernmarkt in Fügen
Im Hintergrund Kirche und Schloss Fügen
Gute Idee bei der Kälte: „Heisser Hugo“

Tag 5:

Warten an der Haltestelle vom Wanderbus, Schloss im Hintergrund
Almabtrieb

Der reguläre Almabtrieb war erst am nächsten Wochenende geplant.  Jetzt müssen die Tiere vor der unwarteten Kälte geschützt werden und ins Dorf runter geholt – ohne grosses Tamtam und Feier, aber das Wohl der (glücklichen) Kühe geht vor. Finde ich gut. Schön, das wir das zufällig bei der Fahrt im Wanderbus mitbekommen.

Kaum zu glauben, es ist der 14. SEPTEMBER
Am Strassenrand
Schnee auf belaubten Bäumen
„Winterspaß“

Ganz entspannt erreichen wir schon am Vormittag ohne jede Wanderung das Hotel in Hochfügen. Theoretisch könnten wir Ski fahren und rodeln.

Hotel in Hochfügen

Es ist zwar nicht die Tour mit Sommertemperaturen und schönem Wetter, die ich mir vorgestellt hatte. Es ist ganz anders, aber auch sehr schön: es geht mir richtig gut damit. Die Hotels sind super mit Wellnessbereich, das Essen immer erstklassig und wir haben Urlaub und sind gesund. Da müssen eben die Wertigkeiten mal überdacht und flexibel gestaltet werden. Kein Gejammer auf hohem Niveau sondern Dankbarkeit für das, was mir geschenkt wird. Eine gute Lektion.

Tag 6:

Hurra, die Sonne scheint
Wir verlassen das schöne Hotel Almhof

Der Wanderbus zurück nach Fügen fährt erst um 11.30 Uhr, da können wir uns noch ganz entspannt im Ort umschauen. 

Hier ist alles komplett auf Wintersport eingerichtet, allerdings nicht so spontan für ein paar Tage im Sommer. Allerdings konnte ich einige Sportliche beobachten, die schon frühmorgens mit Skiern die Pisten hochgelaufen sind.  Respekt, das wäre mir zu anstrengend.

Das kleine Kapellchen in Hochfügen
Überfrachtete Blumenkästen

Der Bus bringt uns sicher wieder ins (Ziller-)Tal hinab, da auch heute von der ursprünglichen Tour nach Mayrhofen über die Berge abgeraten wird.

Wie ein schöner kurzer Traum

Leider müssen wir uns von der wunderbaren Schneelandschaft wieder verabschieden. 

Wanderweg Richtung Mayrhofen

Hier im Tal ist es wieder grün und es regnet nicht, weshalb wir eine Zwischenstrecke von Uderns bis zur „Bedarfshaltestelle“ Angererbach zu Fuß laufen.

Blick zurück: Ried im Zillertal
Zug hält nur auf unser Signal hin

Wie aus der Zeit gefallen erscheint mir die alte Zugverbindung der Zillertalbahn. Funktioniert aber offensichtlich pünktlich und zuverlässig, besser als die DB in vielen Fällen.

Bei Signal Stopp an den Bedarfshaltestellen
Endstation Mayrhofen

Die Endstation in Mayrhofen ist gleichzeitig unser heutiger Übernachtungsort. Insgesamt waren es dann heute 13 km.

Tag 7:

Heute wäre der Tag gewesen, an dem wir von Mayrhofen aus über den Gebirgskamm nach Italien gelaufen wären. Fällt aus wegen unbegehbarer Wegstrecke.

Der Reiseveranstalter schickt ein Grossraumtaxi, um die Gäste ohne Blessuren zur nächsten Unterkunft zu bringen.  Wir sind 2 Stunden unterwegs: Zillertal zurück nach Jenbach, dann bis Innsbruck und über die alte Brennerstrasse bis Sterzing. Wir fahren sogar an dem Hotel vorbei, in dem wir morgen die letzte Nacht verbringen.  Von Sterzing hoch ins Pfitschtal nach Kematen.

Ausblick auf das Pfitschtal. Aus dieser Richtung wären wir „herangewandert“.

Es regnet sich so richtig ein, so dass heute wieder ein Hoteltag auf dem (Alternativ-) Programm steht. Mal sehen, ob wir morgen die geplante letzte Etappe zu Fuß nach Sterzing laufen können.  Die Wettervorhersagen lassen hoffen.

Tag 8:

Morgendlicher Blick vom Balkon Richtung Sterzing

Ja, Petrus meint es gut mit uns und liefert den perfekten regenfreien Sonnentag, so dass wir endlich mal die Chance haben, eine der geplanten Strecken von Anfang bis Ende zu wandern.

Wunderschöne Ausblicke: das Pfitschtal
„Zuckerhut“
Wir nehmen Wanderwege parallel zur Bundesstrasse
Tatsächlich noch bewohnt
An einem Granit-Steinbruch vorbei
Der offene Blick nach Sterzing
Ein Kapellchen am Wegesrand
Am Boden des Flussbettes ( Pfitscher Bach) – Kunst der Natur
Immer dem „Ü“ wie Überquerung (…der Alpen) nach
Fast geschafft! Dort unten ist das Ziel mit dem letzten Hotel nach insgesamt 19 km
Hier treffen sich die Alpenüberquerer aus allen Richtungen
Der „Zwölferturm“ in der Altstadt

Dieser Torturm ist das Wahrzeichen Sterzings. 46 Meter hoch und in den  Jahren 1468 bis 1472 aus Granit erbaut, hatte er vor allem schützende Funktionen. Von hier konnte die Wache auch vor Feuer warnen. Sehr  wichtig, zumal Sterzing mal komplett abbrannte und neu aufgebaut werden musste. Daher die Bezeichnung „Neustadt“.

Wir kommen noch in den Genuss einer Stadtführung extra für die Alpenüberquerer dieses Tages.

Eugen vor der Nepomuk-Statue
Rathaus

Stadtführer Eugen, im Hauptberuf Lehrer, macht das sehr charmant. Eben so ein Lehrer, der Wissen mit Humor vermittelt und den man allen Schülern nur wünschen kann.

Rathausschlüssel

Unser Stadtführer hat Zugang zum Schlüssel und wir können das historische Gebäude auch  von innen besichtigen.

Uralte Holztür

Das Rathaus aus dem 15.Jahrhundert ist beeindruckend gut erhalten.

Ratssaal: Hier kann man sich heute trauen lassen

Es hat mich sehr beeindruckt, dass in früheren Zeiten in diesem Raum z.B.  Kaiser Maximilian, König Philipp aus Spanien und Maria Theresia etc. empfangen wurden.

Kachelofen um 1600

Die großteils originalen Butzenscheiben in Bleifassung lassen nur gedämpftes Licht in den Ratssaal.

Die Stadtführung war ein angenehmer Abschluss des Tages und somit auch des Abenteuers Alpenüberquerung. Von den insgesamt 23km, meist bergab, ist man schon ziemlich angestrengt.  Ich mag mir gar nicht vorstellen wollen, wie ich mich körperlich gefühlt hätte, wenn ich die gesamte Strecke hätte wandern müssen.  So bin ich eigentlich sogar dankbar für den plötzlichen Kälteeinbruch und die vielen Ausfälle. Die Hotels waren alle schön und das Erlebnis in Hochfügen mit dem vielen Schnee wird mir unvergesslich bleiben. Alles gut. Ich habe auch nicht vor, sowas nochmal zu planen. Die Tour wird mir in guter Erinnerung bleiben und das ist ein positives Fazit.

Tag 9:

Nach Norden vorbei am Achensee, diesmal im Sonnenschein

Rückfahrt von Sterzing nach Gmund am Tegernsee in nur etwas mehr als 2 Stunden.  Von dort mit Regionalzug nach München und anschließend ICE nach Köln.

An dieser Stelle mal ein Lob an die Deutsche Bahn: Zumindest diese Strecke hätten wir nicht bequemer,“zügiger“ und sogar preiswerter mit dem Auto fahren können.  Gerne wieder.

Hochwasser in Düsseldorf

Heute mal wieder Düsseldorf, ausgehend von einem Frühstück in luftiger Höhe in der 16. Etage in einem Hotel im Hafen. Wunderbar der Blick von hier über die Stadt und auf den Fernsehturm.

Danach bietet sich ein Rundgang im Städtchen an, zum Glück macht der Regen eine Pause. Zunächst ein Blick von unten auf das Hotel im Kontext der umgebenden Häuser.

Interessante Architektur, Vorderseite
Schöne Rückseite…
…im Gesamtbild

Weiter geht es. Nanu, was macht denn der hier?

Diese Statue von Jörg Immendorff ist Hans Albers gewidmet und wurde 1986 erstellt.

Sein Blick geht Richtung Medienhafen

Hans Albers hätte ich hier in Düsseldorf nicht vermutet, sondern eher in Hamburg. Aber der Künstler Immendorff studierte in den 1960er Jahren an der Kunstakademie in Düsseldorf, u.a. ab 1964 Kunst bei Joseph Beuys. Er wurde seit Beginn der 1980er Jahre zu einem der bekanntesten deutschen Gegenwartskünstler auf den Gebieten Malerei, Bildhauerei, Grafik und Aktionskunst. Am 28. Mai 2007 starb Immendorff im Alter von nur 61 Jahren in Düsseldorf an ALS, einer tödlichen Nervenkrankheit, an der er seit 1997 litt.

Aber so ganz falsch liege ich mit der Hamburg-Verortung nicht: Dort steht eine Kopie der Statue auf St.Pauli, wo Immendorff 1984 die „La Paloma“-Bar eröffnete, daher sein Bezug zu Hans Albers.

Interessante Architektur, ziemlich „schräg“
Fernsehturm – Restaurant mit Ausblick
Der Rhein hat Hochwasser

Zufällig entdecke ich am Rheinufer dieses “ Haus der Geschichte „, das zu einem lohnenswerten Besuch einlädt. Ein Haus der Geschichte kannte ich bisher nur in Bonn, aber dieses hier in Düsseldorf ist auch ganz frisch 2023 „aus dem Ei geschlüpft“ .

Haus der Geschichte am Mannesmannufer

So gerate ich in die interessante Ausstellung „110 Jahre Behrensbau. Architektur und Geschichte“ .

Behrensbau von innen

Als neuer Sitz der Hauptverwaltung der Mannesmannröhren-Werke AG wurde der Bau 1910 vom bedeutenden Architekten Peter Behrens entworfen, bereits 1912 war das Gebäude bezugsfertig. 

Neben Peter Behrens waren an seiner Planung und Gestaltung auch der spätere Begründer des Bauhauses, Walter Gropius, und Ludwig Mies van der Rohe beteiligt.

Klare Architektur

Nach Kriegsende dient er 1945 bis 1946 als Sitz der britischen Militärregierung. Mit der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen wird der Behrensbau bis zum Jahr 1953 Staatskanzlei und Sitz der ersten Landesregierungen. Seit Mitte der 1950er Jahre bis 2000 ist der Behrensbau Sitz des Konzernvorstands von Mannesmann sowie Büro- und Verwaltungsgebäude. 1982 wird das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

Doch nun weiter zum eigentlichen Ziel des Stadtbummels: das Heinrich Heine Museum. Das Museum präsentiert unter dem Titel „Romantik und Revolution“ die weltweit einzige Dauerausstellung zum Leben und Werk des 1797 in Düsseldorf geborenen Dichters Heinrich Heine. Die Werke Heines und das Interesse an seiner Dichtkunst wurde mir zu Schulzeiten durch den guten Deutschunterricht in der Oberstufe nähergebracht. Daher konnte ich mich an den Exponaten kaum sattsehen, es ist ein sehr interessant und kurzweilig gestaltetes Museum.

Geburtshaus Heinrich Heines, heute Museum

Schräg gegenüber in der gleichen Straße befindet sich seit kurzem das Clara Schumann Museum. Für Fans der klassischen (-Klavier) Musik ein unbedingtes Muss. Auch hier kommt durch die gut durchdachte Gestaltung in dem historischen Wohnhaus keinerlei Langeweile auf.

Clara Schumann im Alter von 59 Jahren, Portrait von Franz von Lenbach 1878

Fazit dieses Tages: ein Tagesausflug nach Düsseldorf lohnt sich immer, da diese Stadt sich immer wieder von einer neuen Seite zeigt und Überraschungen parat hat.

Venedig

Es ist schon eine besondere Stadt. Natürlich: die Lage, komplett vom Wasser umgeben. Doch was mir hier erst beim zweiten Aufenthalt so richtig klar geworden ist: Es fahren weder Autos noch Räder auf der Hauptinsel. Es ist RUHE. Abgesehen von Touristenpulks, von denen es aber im November nicht so viele wie im Sommer gibt, man kann ihnen eher aus dem Weg gehen. Herrlich, und genau das ist mein Ding als Hochsensible. Ich nehme euch mit auf meinen viertägigen November-Trip:

Am Flughafen

Schon die Anfahrt mit dem Schiff vom Flughafen Marco Polo ist ein Erlebnis: welcher europäische Flughafen hat schon eine Schiffsanlegestelle? Ich kenne zumindest keinen.

Canal Grande

Unsere „Taxifahrt“ vom Flughafen aus erfolgte per Boot. Wunderbar, sich auf diese Weise der Stadt zu nähern. Das „i-Tüpfelchen “ war, dass unsere Linie den Canal Grande abfuhr, weshalb wir auf diesem Weg sofort ein Stück Stadtrundfahrt machen konnten.

Rialto-Brücke in Sicht

Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus-soviel architektonische Schönheit und dazu diese einzigartige Atmosphäre, als ob die Zeit stehengeblieben sei.

Angekommen: „Unsere“ Bootshaltestelle

Nach Bezug unserer zentral gelegenen Unterkunft (Appartement auf zwei Ebenen) machen wir noch einen ersten Bummel durch die ruhigen Gassen, kurz nach dem Regen:

Faszinierend…
Kein Tourist weit und breit…
Atmosphärisch…

Am nächsten Morgen:

Wir haben von zu Hause aus online den frühen Eintritt in den Dogenpalast gebucht und machen uns durch die erwachende Stadt auf den Weg zum Markusplatz. 

Piazza San Stefano

Hier an der Piazza Stafano frühstücken wir und sitzen tatsächlich mit Anorak draußen vor dem Café, weil es uns von so vielen anderen Unerschrockenen vorgemacht wird. Das würden wir zu Hause im November auf keinen Fall machen, aber es macht Spaß.  Außerdem macht man dabei relativ schnell für andere den Platz frei ;-).

Auf dem Weg zum Markusplatz…
Gondelbahnhof
Markusplatz
Regen: Schlecht fürs Geschäft
Der Dom mit der wunderschönen Fassade
Blick auf den Campanile, den Glockenturm

Durch die Onlinebuchung und die frühe Morgenstunde können wir an den sich vor der Kasse bildenden Besuchermassen sofort in den Dogenpalast hinein. Schon das Treppenhaus hat einen Wow-Effekt:

Goldenes Treppenhaus im Dogenpalast
Beginn des Museumsrundganges

Das ist mal ein interessantes Museumserlebnis. Einerseits die angenehm gestalteten Informationswände und dann die  von bedeutenden Künstlern gestalteten Wände und Decken des riesigen Gebäudes selbst.wie schön, dass alles so gut erhalten ist.

Stuck und Malerei als Ausdruck des Wohlstandes

Der Dogenpalast ( Palazzo Ducale) in Venedig war seit dem 9. Jahrhundert Sitz des Dogen und der Regierungs- und Justizorgane der Republik Venedig.

Deckenmalerei

Der Palast war Regierungs- und Verwaltungszentrum der Republik und zugleich Symbol der Größe und Macht der Seerepublik Venedig. Das erkennt man natürlich auch in der hochwertigen und kunstvollen Inneneinrichtung der großzügig gestalteten Säle.

Kaum zu glauben, wie riesig die Gebäude des Dogenpalastes sind, man kann sich problemlos einen halben Tag dort aufhalten.

Angeschlossen sind die Gefängnisanlagen, die auf zwei Gebäude verteilt sind– beide Teile sind durch die Seufzerbrücke verbunden. Im Dogenpalast selbst befinden sich einige ausgesprochen feuchte Gefängniszellen im Erdgeschoss, die berüchtigten 19 „Pozzi“, nichts für Rheumatiker 😉 und weiter oben die  „Piombi“, die sogenannten Bleikammern direkt unter dem bleigedeckten Dach – daher der Name.

Seufz..

Die Zellen im Dogenpalast waren ausschließlich für Staatsgefangene und Hochverräter. Für den üblichen Justizvollzug gab es eigene Gefängnisse im Stadtgebiet.

Runter ins Verlies

Wer nach Venedig kommt, sollte sich also den Dogenpalast unbedingt ansehen.  Eine wunderbare Zeitreise.

Da kam keiner so schnell mehr raus…
Blick unter die Seufzerbrücke

Am nächsten Tag steht das Peggy Guggenheim Museum auf dem Programm.Schon der Fußweg dorthin ist aufgrund des Morgennebels etwas Besonderes:

Stadt im Nebel…
Verzauberte Atmosphäre am Morgen

Die Peggy Guggenheim Collection ist eine Sammlung moderner Kunst.

Die Sammlung befindet sich im Palazzo Venier dei Leoni direkt am Canal Grande, ein nur einstöckiger Palast, der nie zu Ende gebaut wurde. Das Museum wurde im Jahr 1980 eröffnet. Hier hat Peggy Guggenheim auch ein paar Jahre selbst gelebt.

Aussenterrasse mit Blick auf den Canal Grande
Paul Klee

Schloss Juval

Das Privatschloss von Reinhold Messner stand schon lange auf meiner Liste. Um so mehr, nachdem ich 2019 in Bozen sein Museum Firmian erleben durfte.

Er liebt offensichtlich -genau wie ich – die Stille und das Spirituelle (auch hochsensibel?). Mittelalterliche Burgen strahlen das aus, vor allem im Zusammenspiel von guter Restaurierung und der tibetischen Kunstsammlung, die für mich sehr fremd in diesem Umfeld, aber doch passend anmutet.

Innenhof Juval

Die Burg liegt auf 1000 m im Vinschgau unweit von Meran und wird ursprünglich erstmals urkundlich erwähnt im  Jahr 1278.

Was für eine Harmonie…
Expeditionsraum im Kellergeschoss
Herrlicher Ausblick
Messners Arbeitsraum mit Bibliothek

Juval gehört zu den inzwischen sechs Messner Mountain Museums (MMM)

Da kann man herrlich tafeln…
Tibet überall

Die Ausstellung ist dem Mythos Berg gewidmet. Es sind Messners umfangreiche Abenteuer-Bibliothek und Tibetika-Sammlung, eine Bildergalerie zu den heiligen Bergen der Welt, eine Maskensammlung aus fünf Kontinenten, sein Expeditionskeller, ein Tantra-Raum, Renaissance-Fresken u.v.m. zu sehen.

Überall Tibet in den Ecken…

Ich bin gar keine große Freundin dieser oft mir eher angstmachenden Masken und Statuen aus dem tibetischen Bereich. Daher habe ich auch keine Fotos davon gemacht.

Aber die Kombination mit einer mittelalterlichen südtiroler Burg finde ich absolut faszinierend und spirituell.

Ich bewundere Reinhold Messner sehr, weil er sein Geld u.a. in die von Verfall bedrohten bzw. schon verfallenen Burgen gesteckt und sie damit für die Menschheit bewahrt und auch gerettet hat. Respekt.

Schloss Tirol

Unweit von Meran und dem Ort Dorf Tirol erhebt sich auf einer Anhöhe Schloss Tirol, das dem Land ursprünglich seinen Namen gab.

Hier residierten einst die Landesfürsten, bis die politische Verwaltung nach Innsbruck verlegt wurde. Die Ursprünge der Burg gehen bis ca. ins Jahr 1100 zurück.

Beginn des Rundgangs
Tolle Sicht auf die umliegenden Berge
Kapelle mit Fenster aus dem 13. Jahrhundert
Marmorfresken

Von der Vorburg aus hat man einen wunderbaren Fernblick ins Etschtal und in den Vinschgau.

Blick Richtung Dorf Tirol

Hier wurde 2003 das Landesmuseum für Kultur-und Landesgeschichte eingerichtet, das für Liebhaber mittelalterlicher Zeiten wie mich ein Eldorado ist.

Aber auch moderne Kunst ist hier zu finden, wie z.B. eine der Holzstatuen von Lois Fasching, Jg 1957. Der osttiroler Künstler arbeitet u.a. in Kettensägen-Technik.

Margarete, Gräfin von Tirol. Kettensäge aus Zirbenholz. Mir gefällt sie.
Das Schloss aus der anderen Richtung gesehen

Meraner Land

Heute steht ein Ausflug ins Passeiertal auf dem Programm, mit dem Bus von Meran aus leicht zu erreichen. In St. Leonhard interessiert mich das Andreas Hofer Museum.

Der Besuch beginnt mit einem informativen Film, führt dann durch die umfangreiche Ausstellung, die sich im letzten Teil auch der Frage widmet, was überhaupt einen „Helden“ ausmacht und ob es auch heute noch welche gibt.

„Andreas Hofers letzter Gang“ von Franz von Defregger, 1878

Dann folgt eine Art Freilichtmuseum mit Häusern aus der Zeit Andreas Hofers. Er wurde 1767 im Haus neben dem Museum geboren (am Sandhof bei St.Leonhard), das wie damals immer noch ein Gasthof ist. Hofer war hier als der Sandwirt bekannt und handelte auch darüber hinaus mit Pferden und Wein.

Hofer, als Volksheld auch heute noch verehrt, war mutiger Anführer der Tiroler Aufstandsbewegung gegen die bayerische und französische Besetzung von 1809. Er wurde nach Flucht von den Franzosen durch Verrat entdeckt und nach Mantua gebracht, wo er am 10. Februar 1810 hingerichtet wurde.

Blick vom Sandwirt aus

Verona

Spontan haben wir noch Karten für eine Aufführung in der Arena in Verona ergattern können.  Ich dachte bisher, dass man die Karten Monate zuvor bestellen muss und dass sie horrend teuer seien, aber hier wird volksnah gedacht und es gibt erschwingliche Karten für „Jedermann“.

Brücke über die Etsch

Der Spaziergang in die Altstadt führt an der Etsch lang, die später durch Südtirol fließt („Etschtal“).

Diese Farben im Abendlicht! Ich liebe Italien!

So komme ich auf diese Weise zu meinem dritten Verona-Besuch, aber dort kann man immer etwas Neues entdecken oder das Alte nochmals genießen.

Altstadtbummel vor der Aufführung
Piazza delle Erbe
Piazza dei Signori

Die Statue von Dante gefällt mir besonders gut. Sie wurde aus weissem Carrara-Marmor geschaffen und sein Gewand fällt wie Stoff, welch ein Kunstwerk.

Dante Alighieri, aus weissem Carrara-Marmor

Dante (1265 – 1321) war ein italienischer Dichter und Philosoph. Er schrieb die „Göttliche Komödie“ nicht wie damals üblich in Latein, sondern in Altitalienisch bzw. Toskanisch. Damit erhob er das Italienische zur Kultursprache und wird wohl daher auch heute noch so verehrt.

Dante von allen Seiten

Arcor della Costa, Eingang zur Piazza dei Signori. 

Arcor della Costa

Noch ein letzter Aperol am wuseligen Piazza delle Erbe, dann quer durch die Stadt durch die edle Einkaufsmeile (überall Marmorboden, alles sauber, welch ein Genuss!)

Vorletzter Spieltag
Heute wird Aida aufgeführt, der Spielplan wechselt
Es geht hinein…
Erster Eindruck, wow!
Grandioses Bühnenbild

Zum Glück sind diejenigen Zuschauer um uns herum (leider recht viele), die während der ersten Akte ständig fotografiert haben und immer wieder in WhatsApp geschaut und gepostet haben, nach der Pause nicht mehr da. Sie saßen wohl mehr für ihre Fangemeinde als für sich dort. Ich empfand das als sehr störend.

Interessante Choreographie

Wie mir die Aufführung gefallen hat? Ehrlich gesagt wird Aida nicht meine Lieblingsoper. Ich fand einige Arien der Aida sehr viel Gejammer, sorry, aber das hätte man kürzen können ;-).

Moderne Aufführung

Insgesamt 4 Stunden muss man auch aushalten können. Zum Glück waren die Steine von der Tagessonne schön warm und es war ein wunderbarer Sommertag.

Teil der Arena ist Bühnenbild

Ferner mag ich die ganz moderne n Inszenierungen nicht gerne, da bin ich hoffnungslos altmodisch. Panzer als Randkulisse der Arena mögen politisch korrekt und gesellschaftspolitisch aufrüttelnd sein, aber ich brauche das Abtauchen in die Musik ohne den Hinweis auf die furchtbaren Geschehnisse der Jetztzeit. Ich möchte mich nur entspannen. Ist eben so.

Die riesige stilisierte Hand bewegt sich

Trotzdem war die Aufführung gesamt mit den vielen Statisten, Chormitgliedern und funkelnden Kostümen ein Augen- und Ohrenschmaus. Die Akustik ist traumhaft, die Sänger und Sängerinnen sind natürlich Weltklasse und die Atmosphäre einfach besonders, unbeschreiblich, muss man erlebt haben.

San Miniato

Hm, es gibt so viele Städtchen in der Toscana, von denen ich absolut und komplett begeistert bin. Doch es gibt auch solche, die einfach nur „ganz ok“ sind, und dazu zählt für mich San Miniato.

Hat nichts mit Mini, also klein zu tun, sondern Namesgeber ist wohl der Heilige Minias, von dem ich noch nie im Leben gehört hatte.

Von unserer Unterkunft im nahegelegenen Weingut aus konnte ich die schöne Silhouette schon bewundern, und jetzt bei der Weiterfahrt Richtung Verona wollen wir natürlich mal dort umherschlendern.

Palazzo del Seminario

San Miniato liegt auf einem Hügel unweit des Arno zwischen Florenz und Pisa, die jahrhundertelang um die Vorherrschaft kämpften. 

Aufgang zum Dom

Bereits 763 sind Burg und Kirche schon dokumentiert, da sie sich an einer strategisch sehr wichtigen Stelle befinden: Kreuzung der Nord-Süd-Achse Von Frankreich nach Rom und der Römerstrasse von Florenz nach Pisa. Viele Deutsche Kaiser hatten hier ihre Finger im Spiel, angefangen von Friedrich Barbarossa und Otto dem Grossen (baute hier ein Kastell) bis Kaiser Friedrich II. Die Stadt bekam auch den Beinamen „al tedesco“ (dem Deutschen).

Domplatz

Auch einige Vorfahren von Napoleon Bonaparte kamen aus diesem Ort, weshalb sich der Meister selbst wohl schon als Kind und auch später als Kaiser hier besuchsweise aufgehalten haben soll.

Dom von San Miniato
Innenansicht Dom

Es ist der einzige größere Rest der Kaiserburg Kaiser Friedrich II von 1218, die ansonsten bis auf die Grundmauern abgerissen wurde. Auch den Turm hatten deutsche Soldaten 1944 leider gesprengt, er wurde 1958 rekonstruiert. So ein schwachsinniger Krieg.

Der Turm Friedrich des Zweiten

Vielleicht ist noch erwähnenswert, dass die Gegend um San Miniato bekannt ist für die äußerst seltenen Funde weissen Trüffels. Früher wurden Trüffel von November bis März mit Hilfe von Schweinen gesucht, die aber zu viel davon zerstört haben, dafür gibt es heute speziell ausgebildete Hunde. Zum Glück mag ich grundsätzlich Trüffel nicht, sie sind unglaublich teuer, da so selten. Hier in San Miniato hätte ich aber theoretisch in einigen Feinkostläden die Möglichkeit, Delikatessen mit Trüffeln zu erwerben.

Certaldo / Toscana

Fast zufällig entdecken wir das hübsche Städtchen Certaldo. Es liegt mit seiner historischen Altstadt wie die meisten Städte auf einer Anhöhe, die man zu Fuß oder sogar mit einer Standseilbahn erreichen kann. Auf den Hinweg entscheiden wir uns für den Fussweg durch das ehemalige Haupttor „Porta al Sole“.

Aufstieg nach „Certaldo Alta“
Zeitreise ins Mittelalter

Hier ist mal ein Museumsbesuch angesagt. Man kann mit einem Ticket das Stadtmuseum im ehemaligen Palazzo Pretorio am oberen Ende der Via Boccaccio besichtigen und das Boccaccio-Haus.

Palazzo Pretorio

Der Palazzo stammt in seinen Ursprüngen aus dem 12. Jahrhundert und wurde im 15. und 16. Jahrhundert erweitert.

Gut erhalten und liebevoll restauriert

Eine zeitgenössische Kunstausstellung hat sich dazwischengemogelt, manchmal finde ich es stimmig und manchmal etwas unpassend.

Modern (unten) und alt (oben)
Innenhof Palazzo mit Kunstobjekt
Und nochmal Kunst

Die Stadt ist vermutlich der Geburtsort (evtl.auch Florenz), aber gesichert der Sterbeort von Giovanni Boccaccio. Er lebte im 14. Jahrhundert und ist einer der ersten Dichter, die ein umfassendes Gesamtwerk herausgegeben haben und gilt damit Begründer der prosaischen Erzählungen in Europa. Sein bedeutendstes Werk ist das „Decamerone“, in dem er die facettenreiche Gesellschaft des 14. Jahrhunderts portraitiert.

Seine Heimatstadt bietet daher auch stolz ein eigenes sehenswertes Museum über sein Leben und Werk an.

Auch seine umfangreiche Bibliothek ist zu besichtigen.

Boccaccio an seinem Schreibtisch

Vom Turm des Boccaccio Museums aus hat man einen schönen Rundblick.

Das Örtchen bietet auch viele nette kleine Bars, in denen man draußen einen Espresso genießen kann.

Den Rückweg kannst du bequem mit der Standseilbahn antreten. Diesen Ort würde ich im Gegensatz zum überlaufenen San Gimignano noch als Geheimtipp empfehlen. 

San Gimignano/ Toscana

Mal wieder ein UNESCO-Weltkulturerbe (seit 1990), und zwar mit Recht. Wie aus der Zeit gefallen erwartet dich hier eine vollständig erhaltene und in sich stimmige mittelalterliche Stadt.

Das „Manhatten des Mittelalters“ zieht jährlich Tausende von Touristen magnetisch an. Nur wenn ich sie mir ausblende genieße ich die Fassaden aus Ziegeln und Bruchstein.

Alles blitzsauber hier, einladend und bestens gepflegt und erhalten.

Immer wieder Türme…

Der Ort entstand im 8. Jahrhundert als Station auf dem Pilgerweg nach Rom. Im 13.Jahrhundert entstand die heute noch erhaltene 2 km lange Stadtmauer zum Schutz der Stadt. Und 72 Wohntürme sollen einst errichtet worden sein, heute sind noch 14 erhalten.

Hier wohnen auch “ echte“ Leute, nicht nur Touristen
Wie geht’s weiter?

Aufgrund der Hitze von 31 Grad und den Menschenmassen habe ich mir keine kulturellen Highlights angeschaut, sondern die Stadt in ihrer Gesamtheit auf mich wirken lassen und bei einem Wein dem bunten Treiben um mich herum zugeschaut.

Ausserdem gibt es hier zwei Eisdielen auf dem Hauptplatz mit dem besten Eis, das ich je gegessen habe, das solltest du nicht verpassen!