Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in Eisenach geboren. Bis heute dachte ich, dass er aus Leipzig stammt, aber dorthin kam er erst später in seiner Hauptschaffenszeit. Gestorben ist er aber dort am 28.Juli 1750. Bis zum 10. Lebensjahr wuchs der kleine Sebastian in Eisenach auf. Dann wurde er schon Vollwaise und zog zu seinem 13 Jahre älteren Bruder, bei dem er die erste musikalische Ausbildung erhielt. Das Bach-Museum gibt es schon seit 1907.
Im historischen Bachhaus sind Wohnräume aus Bachs Zeiten zu besichtigen. Hier findet stündlich ein kleines Konzert auf historischen Musikinstrumenten aus der Bachzeit vor.
Zum 100jährigen Bestehen des Museums wurde ein Neubau an den Altbau angesetzt. Ich finde diesen Betonklotz so architektonisch daneben, dass ich ihn sogar aus Abscheu nicht fotografiert habe. Innendrin ist es allerdings prima gestaltet mit allem, was einen Museumsbesuch von heute nicht langweilig werden lässt.
Jetzt kenne ich also die Unterschiede von Spinett, Clavichord und Cembalo, weil sie der vortragende Musiker so nett erklärt hat.
Wenn man schon mal an der Grenze zu Thüringen ist, ist Eisenach mit der berühmten Wartburg eigentlich nur noch einen Sprung entfernt. Die wollte ich mir schon lange mal anschauen, steht auf meiner Löffel-Liste (= Liste mit Dingen, die noch zu verwirklichen sind, bevor man den Löffel abgibt ;-).
Zu Fuss erklimmen wir den recht steilen Weg zur Burg hoch über Eisenach. Nette Schautafeln zu Luthers Leben machen den Weg interessant und es fällt nicht so auf, dass ich bei dem bisschen Steigung schon schnell ausser Atem bin. Aber zu Luther kommen wir später noch.
Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel lässt den Aufstieg angenehm werden. Ca.3 km von der Stadtmitte Eisenberg aus erreichen wir den historischen Ort des Begehrens, um eine weitere Bildungslücke zu schließen.
Die ehrwürdige Burg spätromanischer Baukunst hat seit dem 12. Jahrhundert schon so einiges in der deutschen Geschichte mitgemacht. In diesem Zusammenhang erscheint die Teilung Deutschlands auf der Zeitleiste fast zur Bedeutungslosigkeit zusammenzuschrumpfen.
Zurück zum ehrwürdigen Gemäuer. Im Innenhof flattern ein paar weisse – landläufig als Friedenstauben bekannte – Vögelchen herum. Hoffentlich ein gutes Zeichen, dass der Ukrainekrieg bald beendet sein wird. Hier in Thüringen ist man schon ein beunruhigendes Stück näher dran als im heimischen Rheinland.
Die Burg war berühmter Schauplatz der schönen Künste im Mittelalter und hier wurden u.a. Lieder zur Laute von Walther von der Vogelweide (1170-1230) geschmettert und Dichtungen Wolframs von Eschenbach entstanden. Den Walther kennen wir ja schon aus Bozen, wo er in Bronze gegossen auf dem Marktplatz steht. Erstaunlich für uns moderne Menschen im Zeitalter von Internet und schnellen Autos uns vorzustellen, wie so ein „Song“ -ehemals Minnegesang- sich damals über so grosse Entfernungen verbreiten konnte und ein Hit wurde, der bis heute in Überlieferungen existiert.
Hier auf der Burg soll der sogenannte „Sängerkrieg“ stattgefunden haben. (Es handelt sich hierbei vermutlich um den Ursprung des heutigen ESC ;-)), der eingefleischten Wagnerianern aus dem „Tannhäuser“ bekannt sein sollte. War mir persönlich neu, bin aber auch kein Fan der stundenlangen düsteren Musikexesse von Richard Wagner.
Ebenso bekannt und verehrt bis heute soll die Heilige Elisabeth von Thüringen sein, von deren Leben und Wirken zwei der Palasräume in den Wandbildern erzählen. Noch eine weitere Bildungslücke geschlossen, ist vielleicht für eine Frage bei Günter Jauch mal wichtig ;-).
Nun springen wir weiter in der Geschichte und befinden uns jetzt in den authentischen Räumlichkeiten, über deren knarzende Dielenbretter schon Martin Luther von Mai 1521 bis zum März 1522 gelaufen ist. Das ist genau ein halbes Jahrtausend her und die schöne Burg steht immer noch. Das macht mich tatsächlich ein wenig ehrfürchtig. Dies ist also die Geburtsstätte der Lutherbibel.
Lucas Cranach der Jüngere aus Wittenberg war wie sein Vater (praktisch: der war Lucas Cranach der Ältere) ein guter Bekannter von Luther. Er hat u.a. Luthers Eltern portraitiert und ihn auch später bei der Vervielfältigung von Flugschriften unterstützt.
Als Maler reformatorischer Altäre, als Porträtist und hochbegabter Zeichner gab auch Lucas Cranach der Jüngere der Reformation ein Gesicht und hat uns viele Portraits aus der Reformationszeit überliefert. 1550 übernahm er die Werkstatt seines Vaters in Wittenberg, dessen Malstil er lange beibehielt.
Etliche reformatorische Flugschriften, eine von Luther handschriftlich kommentierte Bibel und verschiedene Gegenstände aus seinem Besitz runden das historische Highlight ab.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte die zur Ruine gewordene Wartburg das grosse Glück, einen Liebhaber im Großherzog Carl Alexander zu finden, der sie umfassend erneuerte und dekorativ ausgestaltete. Die mittelalterliche Bausubstanz wurde erhalten und restauriert als Denkmal von nationaler Bedeutung (danke, Carl Alexander für deine Weitsicht!) und durch stimmige Neubauten ergänzt.
Anlässlich des 300.Jahrestages der Reformation und des 4. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig versammelten sich genau hier in diesem Saal-vermutlich ohne Bestuhlung, sonst hätten sie nicht alle reingepasst- am 18. Oktober 1871 rund 500 Studenten und einige Professoren von 11 Universitäten. Ziel war die Erschaffung eines einheitlichen Deutschlands, erstmals wurden die Farben der heutigen Bundesflagge schwarz-rot-gold als Symbol der nationalen Einheit zur Schau gestellt. Wieder ein Meilenstein auf dem Weg zur Bundesrepublik. Und hier bist du quasi mit dabei im historienumwobenen Festsaal.
Insgesamt ist die Besichtigung der Wartburg sehr vielfältig, interessant und für Geschichts- und Burgenfans gleichermaßen sehenswert. Weitere Infos findet Ihr hier: