Je mehr ich mich Santiago de Compostela nähere, um so regnerischer wird es. Dafür ist Galizien bekannt: viel Regen, aber dadurch auch viel Grün, fruchtbare Erde und keine Dürre.
Nachdem ich schon die Zugverbindungen in Spanien „getestet “ habe, werde ich dies heute mit dem Busnetz ergänzen. Selbstverständlich nur, um Euch ein komplett umfassendes Bild von alternativen Transportmitteln nach Santiago zu geben 😉 .
Der Weg von Pontevedra bis zum nächsten Etappenziel Caldas de Reis beträgt mindestens 22 km, die ich im Regen nicht laufen mag, um meinen Körper nicht im Übermass zu strapazieren. Nach über 200 km gönne ich mir diesen Luxus im bequemen Kleinbus. Ich lasse die Landschaft an mir vorbeiziehen und möchte diesen Teil nicht gelaufen sein. Einige Pilger sind an den Seiten der Straße zu sehen, es regnet leicht und ich bin sehr dankbar, mir das heute erspart zu haben.
Ich laufe die 900 m zu meiner neuen Unterkunft und kann sogar schon einchecken. Ein ausführlicher Mittagsschlaf bringt mir verlorene Energie der letzten Nacht (Hotelzimmer mit Fenster zum Innenschacht, furchtbar) wieder zurück.
Am Nachmittag laufe ich dann am Rio Umia entlang Richtung Zentrum und treffe dort auf meine wundervollen amerikanischen Bekannten Mary und Susan.
Gemeinsam machen wir den Spaziergang zu einer alten verlassenen Fabrik und den Segade-Wasserfällen, nur wenige km vom Zentrum entfernt, immer am romantischen Flusslauf entlang.
Wunderschön, vor allem weil die Sonne inzwischen wieder scheint.
Nennt sich „Fervenza de Secade Caldas“.
Caldas de Reis ist übrigens bekannt für seine Thermen, in denen sich schon die römischen Legionäre erholt haben sollen.
Der Tag beginnt im Regen, der jedoch im Laufe desTages nachlässt. Guter Dinge verlasse ich meine supertolle Unterkunft und verabschiede mich auch von den amerikanischen Mitreissenden, mit denen ich gestern so einen geselligen Abend erleben durfte.
Durch den Regen ist eine besondere Atmosphäre entstanden. Hier im Bild ein klassischer galizischer Kornspeicher auf Stelzen, den man in fast jedem Garten findet. Wird gerne zB für Mais genutzt.
Ein paar Blumenfotos für gleichgesinnte Naturliebhaber.
Deshalb bin ich auch immer so langsam unterwegs, weil ich an solchen kleinen Augenweiden einfach nicht vorbeigehen kann, ohne ein Foto zu machen.
Weiter zum Ort Arcade, wo der Weg wieder über eine alte Römerbrücke führt.
Bald folgt ein längerer Waldabschnitt …
..mit Resten eines alten Römerweges.
Die Verkaufsstellen bieten Obst und Jacobsmuscheln (Symbol der Pilgerer) und vor allem Krimskrams. Man kann sich auch einen Stempel in seinen Pilgerpass drücken lassen. Ich persönlich finde diese Stände zu kommerzialisiert, aber das Geschäft mit den Pilgern gehört seit Jahrhunderten mit dazu und sei den Galiziern gegönnt.
Eine wirklich abwechslungsreiche schöne Strecke heute bis Pontevedra.
Wie Ihr wisst, mag ich lieber „leere“ Fotos, d.h. ich versuche eher die stillen Momente einzufangen statt anderer Personen. Heute ist Sonntag und es sind aufgrund der Nähe zu Santiago viele Camino-Tagesausflügler auch in kleinen Gruppen unterwegs.
Mich stören laute Unterhaltungen im Wald und so lasse ich diese Leute gerne an mir vorbeiziehen oder überhole. Dies nur zur Erkäuterung, um kein falsches Bild wiederzugeben.
Und nach 20 km Ankunft in Pontevedra. Ein bisschen Klugscheissern muss jetzt sein:
In Pontevedra, einer Stadt mit einer langen Seefahrts- und Handelstradition, befindet sich einer der wichtigsten und elegantesten Altstadtkerne Galiziens. Neben der Ria von Pontevedra erstreckt sich das Labyrinth aus Straßen und Plätzen der alten Stadt, wo bedeutende zivile und religiöse Bauwerke stehen.
Schon seit sie von den Römern Ad Duos Pontes getauft wurde, hat das Meer den Charakter Pontevedras im Lauf der Jahrhunderte in Form von Werften, Fischerhäfen und einer intensiven Handelsaktivität stark geprägt.
Hier noch ein paar Eindrücke vom anschließenden Stadtrundgang:
Die Pilgerkirche besitzt die kuriose Form einer Jakobsmuschel und ist der Jungfrau Maria gewidmet.
In der Pigerkirche findet täglich um 19.30 Uhr eine spezielle Pilgermesse statt.
Direkt neben der Pilgerkirche steht die Kirche des St. Franziskus, ehemalige Klosterkirche.
Sie wurde zwischen dem 14. und dem 15. Jahrhundert erbaut und gehört zum Typus der Bettelordenskirche in Galicien. Der Baustil ist gotisch. Sie hat einen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes mit einem einzigen Kirchenschiff und einem Querschiff.
Mir gefallen diese schlichten Naturstein-Innenräume sehr gut. Sie strahlen eine gewisse Wärme aus.
Und abschließend eine weitere beeindruckende Kirchenfassade der Basilika Santa Maria La Mayor. Leider war sie geschlossen.