Der Tag beginnt im Regen, der jedoch im Laufe desTages nachlässt. Guter Dinge verlasse ich meine supertolle Unterkunft und verabschiede mich auch von den amerikanischen Mitreissenden, mit denen ich gestern so einen geselligen Abend erleben durfte.
Tolle Gespräche
Durch den Regen ist eine besondere Atmosphäre entstanden. Hier im Bild ein klassischer galizischer Kornspeicher auf Stelzen, den man in fast jedem Garten findet. Wird gerne zB für Mais genutzt.
„Horreo“ Und noch einer Weiter auf dem Camino.
Ein paar Blumenfotos für gleichgesinnte Naturliebhaber.
Regentropfen auf den Blüten
Deshalb bin ich auch immer so langsam unterwegs, weil ich an solchen kleinen Augenweiden einfach nicht vorbeigehen kann, ohne ein Foto zu machen.
Schöner „Fingerhut“ am Wegesrand
Weiter zum Ort Arcade, wo der Weg wieder über eine alte Römerbrücke führt.
Durch ein Dorf……erstmal nur bergauf.Gut beschildert..…und bewacht.
Bald folgt ein längerer Waldabschnitt …
..mit Resten eines alten Römerweges.
Verkaufstand mitten im WaldPlötzlich eine große Baustelle Rose inmitten der Weinreben
Eine wirklich abwechslungsreiche schöne Strecke heute bis Pontevedra.
EukalyptusbäumeWegweiser zu einem Café
Und nach 20 km Ankunft in Pontevedra:
Hier noch ein paar Eindrücke vom anschließenden Stadtrundgang:
Pilgerkirche 18. Jh.In die Kuppel kannst du über Treppen hochsteigenSan Francisco KonventBlick von dortInnenraumBeeindruckender Altarraum mit gotischen FensternAltstadt, nur zufällig auf dem Foto leer
Und abschließend eine weitere beeindruckende Kirchenfassade.
Die Erfahrung von gestern, dass ich körperlich weit über meine Grenzen gegangen bin, möchte ich heute ausgleichen. Und zufällig (!) liegt der Bahnhof auf dem Camino Richtung Norden. Sagt es keinem weiter, wir sind ja unter uns, aber ich habe mich in Vigo in den Zug nach Redondela gesetzt. 12 Minuten. Und ich fand es toll!
Besser als die DB
Mit meiner Zugbekanntschaft, der es ähnlich wie mir ging, habe ich dann noch im Café ein gutes Gespräch geführt. Dann ging es raus aus Redondela Richtung Norden.
Es sind laut Navi von hier noch 6,5 km bis zu meiner heutigen Unterkunft und zum Schluss werden es knapp 10 km sein inclusive Bergaufgehen, das reicht vollkommen für einen „Ruhetag“.
Eisenbahnbrücke Redondela Die Wolken ziehen abKaiserwetterNur noch 84 km bis zum Ziel
Eigentlich hatte ich gar nicht nach dem Weg gefragt, aber nach einer kleinen Rast schaute ich zur Orientierung auf mein Google Maps und hatte schwupps wieder einen galizischen „Guide“ an meiner Seite. Sogar zwei: Mann mit Hund.
Gassi mit Hund und Bille
Er hatte wohl Zeit -wer hat das heute noch?- und liess erst gar keine Widerrede aufkommen. Er drehte um, den Hügel hinauf zeigend und wollte mich davor bewahren, den Berg steil hinaufgehen zu müssen. Steiler als jetzt. In der Mittagssonne. Oh jeh.
Tolle Aussicht zwischendurch
Schweigend trieb er mich gnadenlos den Hügel bis auf halbe Höhe rauf. Langsamer ging nicht, er war auch ein Läufer (aber ohne Rucksack!), Pause machen schon gar nicht.
Ich war glücklich über jeden Schatten und vom müden Hund erzwungene Gehpause.
Gnadenlos geht er mit mir Gassi
Dummerweise liegt das Hotel mitten in einer Hügellandschaft. José Miguel zeigt mir den Weg um den Hügel auf halber Höhe. Ohne Gespräch und wenn nur ein wenig mit meinen paar Brocken Spanisch. Die Galizier helfen wohl sehr gerne, aber ohne Geplauder. Mir seinen Namen zu sagen musste ich mir zum Abschied quasi erzwingen.
Endlich am Ziel
Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, dass diese Unterkunft so eine besondere Lage hat. Traumhaft, endlich mal nach den ganzen selbstauferlegten Strapazen ein echter zumindest halber Urlaubstag. Ich werde ihn genießen.
Heute wieder sehr unterschiedliche Eindrücke, weil ich zunächst den „Inlandsweg“ dem Weg am Strand vorgezogen habe.
Es geht los in Sabaris über eine historische Brücke. Das hat ein besonders Pilger-Flair.
Es folgt ein absolut stiller Weg, auf dem ich die angenehme Morgen -Atmosphäre genießen kann. Ein Moment, indem ich sehr zufrieden damit bin, so ganz alleine unterwegs zu sein. Das ist durchaus nicht immer so.
Ich entdecke diese Kirche Und schaue mir den Innenraum an. Im Kirchgarten der fast 400 Jahre alte Olivenbaum.„Kirchstrasse“, wie passend
Die Beschriftung ist anfangs noch hervorragend.
Nicht zu übersehen.
Sehr liebevoll an einer privaten Hauswand der Gruß an die Pilger:
Bemalte Fliesen
Irgendwann verliere ich die Orientierung. Und genau in diesem Moment kommt ein Einheimischer vorbei, der sowieso gerade seine Runde macht und mich und eine junge Polin unter seine Fittich nimmt. Sehr bestimmt und dann schweigsam führt er uns durch ein Labyrinth durch Wäldchen am Rande des Industriegebietes hinaus zum nächsten Örtchen Nigran.
Wir dackeln hinterher. Den hat bestimmt der Himmel geschickt.
Sein Tempo über ca 2 km halte ich kaum durch, ich bin doch eher langsam. Er hat allerdings auch keine 7 kg auf dem Rücken.
Das hätten wir nie alleine gefunden.
Er erzählt vom Camino Frances (800 km von Frankreichs Grenze bis Santiago), den er in 30 Tagen geschafft hat. Kaum zu glauben, starke Leistung. Turbo aus meiner Perspektive. Danke, Juan oder wie immer auch dein Name war.
Danach folgt wieder eine ländliche Phase
Hohlweg leicht bergaufEs lichtet sichBlick auf die Bucht zurück von Bayona Toller Ausblick gegen Mittag Straße runter Richtung StrandToller feiner Sandstrand, und so leer
Nach etlichen Kilometern und auch Umwegen (ich folgte heute nur dem Gefühl und nicht unbedingt Navy, das macht Strecke sag ich Euch!)
Wunderschön Ein Flusszulauf wird überquertBeliebter Strand von Samil vor Vigo
Und nun nochmals rechts ab, Hügel hoch, es ist nach 16 Uhr und ich bin körperlich am Ende. Noch 6 km. Der komplette Körper besteht aus Schmerz. Der Kampf mit dem inneren Schweinehund: „Nein, ich nehme nicht den Bus!“, obwohl ich Dutzende von Haltestellen passiere.
Großstadt in Sicht.
Ich hab mir das ja freiwillig ausgesucht, jetzt muss ich tapfer sein. Erstaunlich, wie der Mensch eigene Grenzen wahrnimmt und auch überschreiten kann.
Erneut Richtung MeerKunst am Bau bringt mich zum Lächeln
Handy-Akku ist leer, mein Akku quasi auch.
Vigo Innenstadt
Ich schleppe mich glücklich zum heutigen Stadthotel. Schlicht, aber sauber. Dusche kalt, aber egal. Ausruhen.
Hotel Nautico in VigoHafen
Der Stadtbummel reduziert sich quasi auf Null, hier der einzige Schnappschuss an der Promenade
Heute geht es wieder zunächst an der Küste entlang, bis mittags wie gewohnt mit Bewölkung.
Von Bucht zu Bucht
Meine heutige „Camino-Lektion „: der Weg ist immer leichter zu gehen, wenn Du ein Ziel vor Augen hast.
Auch wenn ich an der Straße entlang gehe so ist der Atlantik doch ganz nah.
Eigentlich hätte ich irgendwann rechts in die Berge hochgehen müssen, um die Nordwestspitze der Landzunge zu umgehen. Allerdings bevorzuge ich den flachen Weg, auch wenn er etwas weiter ist, als mit dem schweren Rucksack die Berge rauf und runter zu müssen.
Faro de Cabo Silleiro
Also einmal um den Leuchtturm herum, nach einigen weiteren km ist dann Bayona in Sicht.
Bayona
Im Grunde gibt es kein richtig oder falsch. Immer Richtung Norden und dem Gefühl folgen, das oft bessere Ratschläge gibt als das Navi.
Im Vorbeigehen gesehen, für sightseeing bleibt keine Musse Am Hafen Die langgezogene Bucht von Bayona
Noch 4 km, dann bin ich endlich ich meiner heutigen Unterkunft angekommen
Es ist immer noch der „Portugiesische Jacobsweg „, auch wenn ich jetzt schon in Spanien bin, aber es richtet sich wohl immer nach dem Startpunkt.
Festung am Hafen von A Guarda Blick zurück auf A Guarda
Bei bedecktem Himmel-wie wohltuend!- verlasse ich um 9.15 Uhr den unspektakulären Ort A Guarda. Er ist für den Langusten-Fang bekannt, aber für diese Tierchen konnte ich mich noch nie begeistern. Also weg hier.
Ein anderes Mal…
Da New York noch so weit weg ist, bleibe ich brav auf meinem Jacobsweg, der meistens gut ausgeschildert ist.
Noch 160 km bis zum Ziel…
Die Holzwege gibt es in dieser felsigen Gegend nicht mehr, jetzt wird es etwas bergig.
Gegen Mittag kommt die Sonne heraus und der Weg führt nur für kurze Zeit an der Straße entlang.
Ganz neu verbreitert für Fußgänger und Radfahrer, vorbildlich!Kleiner Halt mit Imbiss Herrliche Blumenvielfalt am Wegrand
Schließlich führt der Weg wieder am Atlantik lang und es gibt atemberaubende Aussichten
Und dazu die Geräuschkulisse der Brandung !
Immer wieder Abwechslung
In fast jeder Kirche, falls sie geöffnet ist, kann sich der Pilger einen Stempel in seinen Pilgerpass machen. (Beim Imbiss gab es übrigens auch einen)
Ermida de San Sebastian
Die Klosterkirche in Oia hätte ich gerne besichtigt, war aber wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Sehr schade, denn sie ist von außen schon vielversprechend.
Monasterio de Santa Maria de OiaDer Camino führt am Kloster vorbei
Die letzten 3 km verlaufen über Felder. Und täglich sind die letzten 3 km die schwersten, egal wie lang die Strecke war.
Es zieht sich…Bald am Etappenziel Traumhaft Meine Freude an der Natur
Um 15.30 Uhr komme ich dann endlich am Tagesziel an.
Heute gehe ich früh los, weil ich unsicher bezüglich der Fähre über den Grenzfluss Mino nach Spanien bin. Die fährt zB montags nie (thank god it’s tuesday!). Und sonst auch nur bei Flut. Später habe ich gehört, dass sie schon seit 2 Jahren gar nicht mehr fährt, gut, dass ich das nicht wusste!
Der Hügel im Hintergrund liegt schon auf spanischem Gebiet:
Da will ich hin!
Ein Wäldchen ist noch zu durchqueren und es duftet fein nach Pinien; der Waldboden ist angenehm zu begehen.
Der Grenzfluss ist erreicht
Soll ich dieses Angebot annehmen oder noch weiter laufen? Der Kapitän meint, das dies der kürzeste Weg sei, wenn man in Spanien an der Küste weitergehen wolle nach A Guarda. Und er hatte recht!
Kapitän Mario hat’s drauf
Und nun geht alles blitzschnell. Noch ehe ich mich versehe, erhalte ich einen sehr schönen Stempel für meinen Pilgerausweis und sitze ganz alleine in dem kleinen Boot
Der Chef wartet geduldig
In Ermangelung weiterer Pilgerer werde ich wie ein VIP ganz exklusiv rübergefahren.
In 2 Minuten mit Volldampf zum gegenüberliegenden Strand
Nix Anlegestelle, du wirst abgesetzt wie Robinson auf der Insel -direkt am Strand. Spannend.
Und dann geht es auf einem der bisher gefühlt schönsten Abschnitte direkt am Atlantik weiter nach Norden.
Camino espanol
Vorher aber noch ein wenig „Kunst im Wald“
Alte keltische Zeichen Immer am Strand langTolle Felsformationen Wer sieht hierin auch einen Kopf?
Die Unberührtheit der Natur berührt mich sehr. Hier sind kaum Pilger unterwegs.
Der Weg…Begegnung mit den PferdenWunderschöne glatte Steine
Als heutiges Ziel ist bald schon A Guarda in Sicht. Sieht von der Ferne sehr schön aus, ist aber keine wirklich hübsche Stadt.
Es ist nicht mehr weitDie letzten Meter sind immer die schwerstenDie begrüßen mich nach nur 12 km Tagesetappe
Am Hafen von Viana do Castelo schlängele ich mich immer am Atlantik entlang und finde schließlich den „Einstieg “ in den Küstenweg.
Ein Hospital-Schiff im HafenAlte Festung direkt am Hafen
In der Stadt ist es schon um 9 Uhr beim Loslaufen warm und sonnig.
Petrus hat ein Einsehen mit mir und schickt mir bis mittags andauernden sanften kühlenden Dunst über der Küste, so dass ich dankbar vor der großen Mittagshitze noch etliche km schaffe.
Einer von vielen Türmen
Der heutige Abschnitt ist definitiv der schönste bisher. Auch die Blumenvielfalt links und rechts der Holzwege ist üppig.
Offenbar wurde hier 2020 ein Projekt mit EU -Geldern gestartet, das nahezu den gesamten Abschnitt nun auf Holz laufen lässt. Alles wirklich sauber durchdacht und touristenfreundlich.
Einige historische Attraktionen gibt es auch noch zu bewundern
Dazu die traumhaften Blicke auf den Atlantik- welch eine Freude, diesen Weg laufen zu können.
Nur ein kurzes Stück geht es dann parallel zum Strand durch ein kleines Wäldchen. Eine willkommene schattige Abwechslung.
Hinter dem Wald gibt es nochmal eine Strecke über Felder.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum heutigen Zielort
95 km schon geschafft in 5 Tagen Ancora in SichtTraumhafte SträndeEin schöner BadeortFür heute geschafft !
Top Wetter, fängt schon mit strahlend blauem Himmel an. Fröhlich stapfe ich gut gestärkt um 10 Uhr los, um schließlich wie eine Schnecke um 16 Uhr am Ziel zu sein.
Festung Esposende Toller Strand hierBin auf dem „Holzweg“
Mit viel Mühe finde ich den Einstieg in die Fortführung des wohl nagelneuen Holzweges, der noch nicht überall verzeichnet ist. Es sind einige Pilger und sehr viele sportliche Bewohner unterwegs auf Rädern, zum Joggen oder Familienspaziergang: es ist Sonntag.
Dann geht es vom Meer weg aufs Land
Grosse Hitze!Viel Landwirtschaft Da ist gerade Messe
Und dann kommt eine längere Strecke Landstraße, nicht so toll
Immer rechts im Schatten langZivilisation!
Und endlich wieder ein Stück Wald
Spannend: die kleine Steinbrücke über den Fluss Neiva
Sehr romantischOhne GeländerHier geht’s langGrobe Richtung Pigerherberge unterwegs
Leider bin ich danach irgendwie auf einer Landstraße gelandet, die sich kilometerweit hinzog, das war nicht sehr interessant
Ob ich heute irgendwann irgendwo ankomme?
Endlich ist am anderen Ufer der Zielort in Sicht: Viana do Castelo
Kurz vor der Mündung des Rio Lima in den atlatischen Ozean überquere ich die Eiffelbrücke. Die Eiffelbrücke ist eine historische genietete Eisenbrücke. Sie wurde schon am 30. Juni 1878 in Betrieb genommen und ersetzte damals eine Vorgängerbrücke aus Holz.
22 m tiefe Unterkonstruktion für 2 Millionen Kilo Eisen 563 m lang, 6 m breit
Endlich nach ca. 25 km Fussmarsch in Viana Do Castelo angekommen. Hier einige Eindrücke:
Grosse Baustelle Die alte Kathedrale Die Malheiras-KapellePlatz der Republik
Weiter nach Norden, zunächst wieder am Strand entlang.
Abstecher in das kleine Dorf Azurara zum Kloster von 1515, leider vormittags geschlossen.
Kloster Azurara Kreuz vor der Dorfkirche in Azurara
Als nächstes erreiche ich die Brücke über den Fluss „Ave“, der mir bisher nur aus dem Kreuzworträtsel bekannt war.
Kloster Santa Clara am anderen UferUferansicht
Dahinter liegt der Ort Vila do Conde mit dem imposanten Kloster auf dem Hügel.
Monasterio Santa ClaraHier geht es zum Kloster hoch
Erst bei Erreichen des Klosters kann man auch die Reste des noch gut erhaltenen Aquäduktes bewundern.
Das Aquädukt, das ursprünglich einmal über sieben Kilometer Wasser in das Kloster brachte, wurde noch im Mittelalter geplant, aber erst 1714 fertiggestellt.
Das Aquädukt hatte ursprünglich einmal 999 Bögen, die aber nicht mehr alle erhalten sind. Trotzdem ein sehr beeindruckendes Bauwerk.
Blick auf Vila do Conde am Fluss Ave Eingang zum MarktplatzAltstadt, klar strukturiertMitten in der Altstadt ein erschreckendes Szenario Altes Schiff, heute MaritimmuseumKunst am FlussuferAnkunft in Povoa de VarzimFestungInnenstadt von Pavoa de Varzim Am Wegesrand, so schön Ankunft nach 15 Tageskilometern