Der Zufall bringt mich während eines Aufenthaltes in Ohlstadt (bei Murnau am Staffelsee in Bayern) an der Kaulbach-Villa vorbei. Ein schönes Jugendstilhaus, das sich schon optisch von den vielen gut erhaltenen einfachen Bauernhöfen abhebt.
Neugierig geworden betrete ich das Haus. Mangels anderer Besucher erhalte ich eine Spezialführung von einer reizenden älteren Dame, die mir viel aus dem Leben dieses mir bisher vollkommen unbekannten Künstlers erzählt. Mitten im ehemaligen Atelier soll ich mich auf eine Bank setzen und sie legt dann los.
Friedrich August von Kaulbach (1850-1920) war um die Jahrhundertwende einer der erfolgreichsten und bekanntesten Maler Münchens.
Vor allem mit Portraits von Damen der Gesellschaft wurde er bekannt. Das lag wohl auch daran, dass er quasi mit einem „Botox“-Pinsel malte, d.h. er retuschierte von der Natur gegebene Makel einfach weg. Das sprach sich schnell rum und brachte ihn zu Ruhm und Wohlstand. Daher konnte er sich neben einem herrschaftlichen Wohnhaus in München bald einen ländlichen Sommersitz in Ohlstadt leisten. Hier befindet sich heute sein künstlerischer Nachlass, der auch Karikaturen enthält.
Heute sind noch das große Atelier und ein kleines holzgetäfeltes Studierzimmer original erhalten.
Hier ist die Zeit stehen geblieben und das Anschauen der 31 Gemälde und 25 Zeichnungen bekommt einen besonderen Reiz für mich. Lohnenswert.