Alpenüberquerung

Ankunft am Tegernsee

Es ist erst der 11. September und eigentlich müsste es noch wie bis vor ein paar Tagen sommerlich warm sein. Leider ist ziemlich zeitgleich mit unserer Ankunft in Bad Wiessee am Tegernsee auch ein Kälteeinbruch erschienen, der einige unserer ehrgeizigen Pläne zu Alternativentscheidungen umplanen sollte.

Blick auf die Stadt Tegernsee von Bad Wiessee aus
Wie mag die Alpentour trotz Kälteeinbuch aussehen?
Entdeckung an der Seepromenade
Neptun, aus einem Baumstamm gefertigt

Das erste Exemplar der „Wasserschöpferin“ von Emil Cauer  in Marmor war 1903 auf der Großen Berliner Kunstausstellung ausgestellt. Dort wurde sie  von Kaiser Wilhelm II  persönlich beim Künstler gekauft und befindet sich heute in der Berliner Nationalgalerie.

Die „Wasserschöpferin“ aus Bronze von Emil Cauer dem Jüngeren (1867-1946)

Nächster Tag: zunächst entgegen der Erwartung noch Sonnenschein. Wir genießen den Höhenweg von Gmund zur Stadt Tegernsee.  Ausgangspunkt ist der historische Bahnhof von Gmund.

Gmund am Tegernsee, Bahnhof von 1883

Wir haben bei einem Reiseveranstslter eine Wandertour vom Tegernsee bis Sterzing gebucht, mit Gepäcktransport. Die Wanderung am See lang am ersten Tag dient eigentlich nur zum Warmlaufen, könnte aber schlussendlich die einzige Erinnerung an reinen sonnigen Tag werden. 

Skulpturengruppe „Thomas Mann mit Bauschan“ von Quirin Roth, 2001

Herr und Hund“  ist eine der längsten Erzählungen von Thomas Mann. Sie entstand 1918. Er schildert darin seine Erlebnisse mit seinem Hund Bauschan. Der in Lübeck geborene Thomas Mann lernt das Tegernseer Tal durch seine Eltern kennen, die seit 1883 Sommergäste in Wildbad Kreuth sind. Die längste Zeit seines Lebens verbringt Thomas Mann dann später in Bayern.

Kunst am Seeufer vom Ort Tegernsee

Insgesamt sind es dann doch noch 12 km geworden.

Rathaus Tegernsee
Schloss Tegernsee

Das Herzogliche Schloss Tegernsee ist das ehemalige Kloster,  im 8. Jahrhundert gegründet und bis 1803 wichtigste Benediktinerabtei Oberbayerns. Es beherbergt die herzögliche Gruft der bayerischen Herzöge, die genau wie das Schloss nicht zu besichtigen sind. Aktuell ist es im Besitz der Wittelsbacher.

Überfahrt im Ruderboot wie einst der König

König Max I Joseph von Bayern nutze den „Überführer“, um von Tegernsee in die Gaststätte „Überfahrt“ in Rottach-Egern zu kommen. Um den Weg rund um die Egerner Bucht zu vermeiden, ließ er sich an der engsten Stelle des Sees zwischen der Tegernseer Point und Rottach-Egern mit einem Boot über das Wasser zu seinem Lieblingslokal in Egern bringen. Noch heute ist diese Möglichkeit gegeben. Durch Läuten einer Glocke rufen Sie das Ruderboot und werden für eine kleine Gebühr – mit Hilfe von Muskelkraft – gemütlich übergesetzt. Soweit die Theorie.  Bei zu starkem Wind – wie es wohl bei unserer Ankunft am Ruderboot am anderen Ufer herrschte- macht der Ruderer Feierabend . Aber es gibt ja zum Glück noch die Busverbindung nach Bad Wiessee zurück.

Tag 3:

Zu Fuß Richtung Süden

Heute soll es laut Plan über einen Höhenzug nach Achensee in Tirol gehen. Wegen des schlechten Wetters (6 Grad, Regen und Schneefall bis runter auf 1500m) wird umgeplant:

Die Weissach südlich des Tegernsees

Vom Südufer des Sees, der Weissachbrücke (bis dahin per Bus), geht es bequem auf einem „harmlosen “ Spazierweg immer an der Weissach entlang Richtung Kreuth. Der Regen legt dafür sogar eine kleine Pause ein.

Denkmal u.a. für Franz Defregger, dem Maler

Bis 2016 war Wildbad Kreuth bekannt für die Dreikönigstreffen der CSU, nun steht das ehemalige Kurhaus erstmal leer.

Wildbad Kreuth

Eine weitere Busfahrt bringt uns zur Zwischenstation „Glashütte“, von wo aus es später (Busverbindung nur zweimal täglich!) über die Grenze nach Österreich bis zu unserem nächsten Übernachtungsort geht.

Diesen gemütlichen Gasthof gibt es schon seit dem 12. Juli 1698.

Einer der Tegernseer Mönche versuchte hier früher eine Glasbläserei aufzubauen. Den Namen „Glashütte“ erhielt das kleine Dorf jedoch erst 1808 nach Gründung der Gemeinde Kreuth. 

Kleine Barockkirche neben dem Gasthof

Tag 4:

Regen, Regen, Regen.  Unwetterwarnungen auf allen Kanälen. Da macht auch der geplante Spaziergang entlang des Achensees in Nordtirol keinen Spaß. 

Wir nehmen den Bus bis Maurach am südlichen Seeufer und von dort Umstieg bis Jenbach. Hier wartet die Zillertalbahn auf uns. Nur wenige Kilometer und wir kommen am Tagesziel Fügen an.

Musik auf dem Volks-und Bauernmarkt in Fügen
Im Hintergrund Kirche und Schloss Fügen
Gute Idee bei der Kälte: „Heisser Hugo“

Tag 5:

Warten an der Haltestelle vom Wanderbus, Schloss im Hintergrund
Almabtrieb

Der reguläre Almabtrieb war erst am nächsten Wochenende geplant.  Jetzt müssen die Tiere vor der unwarteten Kälte geschützt werden und ins Dorf runter geholt – ohne grosses Tamtam und Feier, aber das Wohl der (glücklichen) Kühe geht vor. Finde ich gut. Schön, das wir das zufällig bei der Fahrt im Wanderbus mitbekommen.

Kaum zu glauben, es ist der 14. SEPTEMBER
Am Strassenrand
Schnee auf belaubten Bäumen
„Winterspaß“

Ganz entspannt erreichen wir schon am Vormittag ohne jede Wanderung das Hotel in Hochfügen. Theoretisch könnten wir Ski fahren und rodeln.

Hotel in Hochfügen

Es ist zwar nicht die Tour mit Sommertemperaturen und schönem Wetter, die ich mir vorgestellt hatte. Es ist ganz anders, aber auch sehr schön: es geht mir richtig gut damit. Die Hotels sind super mit Wellnessbereich, das Essen immer erstklassig und wir haben Urlaub und sind gesund. Da müssen eben die Wertigkeiten mal überdacht und flexibel gestaltet werden. Kein Gejammer auf hohem Niveau sondern Dankbarkeit für das, was mir geschenkt wird. Eine gute Lektion.

Tag 6:

Hurra, die Sonne scheint
Wir verlassen das schöne Hotel Almhof

Der Wanderbus zurück nach Fügen fährt erst um 11.30 Uhr, da können wir uns noch ganz entspannt im Ort umschauen. 

Hier ist alles komplett auf Wintersport eingerichtet, allerdings nicht so spontan für ein paar Tage im Sommer. Allerdings konnte ich einige Sportliche beobachten, die schon frühmorgens mit Skiern die Pisten hochgelaufen sind.  Respekt, das wäre mir zu anstrengend.

Das kleine Kapellchen in Hochfügen
Überfrachtete Blumenkästen

Der Bus bringt uns sicher wieder ins (Ziller-)Tal hinab, da auch heute von der ursprünglichen Tour nach Mayrhofen über die Berge abgeraten wird.

Wie ein schöner kurzer Traum

Leider müssen wir uns von der wunderbaren Schneelandschaft wieder verabschieden. 

Wanderweg Richtung Mayrhofen

Hier im Tal ist es wieder grün und es regnet nicht, weshalb wir eine Zwischenstrecke von Uderns bis zur „Bedarfshaltestelle“ Angererbach zu Fuß laufen.

Blick zurück: Ried im Zillertal
Zug hält nur auf unser Signal hin

Wie aus der Zeit gefallen erscheint mir die alte Zugverbindung der Zillertalbahn. Funktioniert aber offensichtlich pünktlich und zuverlässig, besser als die DB in vielen Fällen.

Bei Signal Stopp an den Bedarfshaltestellen
Endstation Mayrhofen

Die Endstation in Mayrhofen ist gleichzeitig unser heutiger Übernachtungsort. Insgesamt waren es dann heute 13 km.

Tag 7:

Heute wäre der Tag gewesen, an dem wir von Mayrhofen aus über den Gebirgskamm nach Italien gelaufen wären. Fällt aus wegen unbegehbarer Wegstrecke.

Der Reiseveranstalter schickt ein Grossraumtaxi, um die Gäste ohne Blessuren zur nächsten Unterkunft zu bringen.  Wir sind 2 Stunden unterwegs: Zillertal zurück nach Jenbach, dann bis Innsbruck und über die alte Brennerstrasse bis Sterzing. Wir fahren sogar an dem Hotel vorbei, in dem wir morgen die letzte Nacht verbringen.  Von Sterzing hoch ins Pfitschtal nach Kematen.

Ausblick auf das Pfitschtal. Aus dieser Richtung wären wir „herangewandert“.

Es regnet sich so richtig ein, so dass heute wieder ein Hoteltag auf dem (Alternativ-) Programm steht. Mal sehen, ob wir morgen die geplante letzte Etappe zu Fuß nach Sterzing laufen können.  Die Wettervorhersagen lassen hoffen.

Tag 8:

Morgendlicher Blick vom Balkon Richtung Sterzing

Ja, Petrus meint es gut mit uns und liefert den perfekten regenfreien Sonnentag, so dass wir endlich mal die Chance haben, eine der geplanten Strecken von Anfang bis Ende zu wandern.

Wunderschöne Ausblicke: das Pfitschtal
„Zuckerhut“
Wir nehmen Wanderwege parallel zur Bundesstrasse
Tatsächlich noch bewohnt
An einem Granit-Steinbruch vorbei
Der offene Blick nach Sterzing
Ein Kapellchen am Wegesrand
Am Boden des Flussbettes ( Pfitscher Bach) – Kunst der Natur
Immer dem „Ü“ wie Überquerung (…der Alpen) nach
Fast geschafft! Dort unten ist das Ziel mit dem letzten Hotel nach insgesamt 19 km
Hier treffen sich die Alpenüberquerer aus allen Richtungen
Der „Zwölferturm“ in der Altstadt

Dieser Torturm ist das Wahrzeichen Sterzings. 46 Meter hoch und in den  Jahren 1468 bis 1472 aus Granit erbaut, hatte er vor allem schützende Funktionen. Von hier konnte die Wache auch vor Feuer warnen. Sehr  wichtig, zumal Sterzing mal komplett abbrannte und neu aufgebaut werden musste. Daher die Bezeichnung „Neustadt“.

Wir kommen noch in den Genuss einer Stadtführung extra für die Alpenüberquerer dieses Tages.

Eugen vor der Nepomuk-Statue
Rathaus

Stadtführer Eugen, im Hauptberuf Lehrer, macht das sehr charmant. Eben so ein Lehrer, der Wissen mit Humor vermittelt und den man allen Schülern nur wünschen kann.

Rathausschlüssel

Unser Stadtführer hat Zugang zum Schlüssel und wir können das historische Gebäude auch  von innen besichtigen.

Uralte Holztür

Das Rathaus aus dem 15.Jahrhundert ist beeindruckend gut erhalten.

Ratssaal: Hier kann man sich heute trauen lassen

Es hat mich sehr beeindruckt, dass in früheren Zeiten in diesem Raum z.B.  Kaiser Maximilian, König Philipp aus Spanien und Maria Theresia etc. empfangen wurden.

Kachelofen um 1600

Die großteils originalen Butzenscheiben in Bleifassung lassen nur gedämpftes Licht in den Ratssaal.

Die Stadtführung war ein angenehmer Abschluss des Tages und somit auch des Abenteuers Alpenüberquerung. Von den insgesamt 23km, meist bergab, ist man schon ziemlich angestrengt.  Ich mag mir gar nicht vorstellen wollen, wie ich mich körperlich gefühlt hätte, wenn ich die gesamte Strecke hätte wandern müssen.  So bin ich eigentlich sogar dankbar für den plötzlichen Kälteeinbruch und die vielen Ausfälle. Die Hotels waren alle schön und das Erlebnis in Hochfügen mit dem vielen Schnee wird mir unvergesslich bleiben. Alles gut. Ich habe auch nicht vor, sowas nochmal zu planen. Die Tour wird mir in guter Erinnerung bleiben und das ist ein positives Fazit.

Tag 9:

Nach Norden vorbei am Achensee, diesmal im Sonnenschein

Rückfahrt von Sterzing nach Gmund am Tegernsee in nur etwas mehr als 2 Stunden.  Von dort mit Regionalzug nach München und anschließend ICE nach Köln.

An dieser Stelle mal ein Lob an die Deutsche Bahn: Zumindest diese Strecke hätten wir nicht bequemer,“zügiger“ und sogar preiswerter mit dem Auto fahren können.  Gerne wieder.

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