Ankunft am Tegernsee
Es ist erst der 11. September und eigentlich müsste es noch wie bis vor ein paar Tagen sommerlich warm sein. Leider ist ziemlich zeitgleich mit unserer Ankunft in Bad Wiessee am Tegernsee auch ein Kälteeinbruch erschienen, der einige unserer ehrgeizigen Pläne zu Alternativentscheidungen umplanen sollte.
Das erste Exemplar der „Wasserschöpferin“ von Emil Cauer in Marmor war 1903 auf der Großen Berliner Kunstausstellung ausgestellt. Dort wurde sie von Kaiser Wilhelm II persönlich beim Künstler gekauft und befindet sich heute in der Berliner Nationalgalerie.
Nächster Tag: zunächst entgegen der Erwartung noch Sonnenschein. Wir genießen den Höhenweg von Gmund zur Stadt Tegernsee. Ausgangspunkt ist der historische Bahnhof von Gmund.
Wir haben bei einem Reiseveranstslter eine Wandertour vom Tegernsee bis Sterzing gebucht, mit Gepäcktransport. Die Wanderung am See lang am ersten Tag dient eigentlich nur zum Warmlaufen, könnte aber schlussendlich die einzige Erinnerung an reinen sonnigen Tag werden.
„Herr und Hund“ ist eine der längsten Erzählungen von Thomas Mann. Sie entstand 1918. Er schildert darin seine Erlebnisse mit seinem Hund Bauschan. Der in Lübeck geborene Thomas Mann lernt das Tegernseer Tal durch seine Eltern kennen, die seit 1883 Sommergäste in Wildbad Kreuth sind. Die längste Zeit seines Lebens verbringt Thomas Mann dann später in Bayern.
Insgesamt sind es dann doch noch 12 km geworden.
Das Herzogliche Schloss Tegernsee ist das ehemalige Kloster, im 8. Jahrhundert gegründet und bis 1803 wichtigste Benediktinerabtei Oberbayerns. Es beherbergt die herzögliche Gruft der bayerischen Herzöge, die genau wie das Schloss nicht zu besichtigen sind. Aktuell ist es im Besitz der Wittelsbacher.
König Max I Joseph von Bayern nutze den „Überführer“, um von Tegernsee in die Gaststätte „Überfahrt“ in Rottach-Egern zu kommen. Um den Weg rund um die Egerner Bucht zu vermeiden, ließ er sich an der engsten Stelle des Sees zwischen der Tegernseer Point und Rottach-Egern mit einem Boot über das Wasser zu seinem Lieblingslokal in Egern bringen. Noch heute ist diese Möglichkeit gegeben. Durch Läuten einer Glocke rufen Sie das Ruderboot und werden für eine kleine Gebühr – mit Hilfe von Muskelkraft – gemütlich übergesetzt. Soweit die Theorie. Bei zu starkem Wind – wie es wohl bei unserer Ankunft am Ruderboot am anderen Ufer herrschte- macht der Ruderer Feierabend . Aber es gibt ja zum Glück noch die Busverbindung nach Bad Wiessee zurück.
Tag 3:
Heute soll es laut Plan über einen Höhenzug nach Achensee in Tirol gehen. Wegen des schlechten Wetters (6 Grad, Regen und Schneefall bis runter auf 1500m) wird umgeplant:
Vom Südufer des Sees, der Weissachbrücke (bis dahin per Bus), geht es bequem auf einem „harmlosen “ Spazierweg immer an der Weissach entlang Richtung Kreuth. Der Regen legt dafür sogar eine kleine Pause ein.
Bis 2016 war Wildbad Kreuth bekannt für die Dreikönigstreffen der CSU, nun steht das ehemalige Kurhaus erstmal leer.
Eine weitere Busfahrt bringt uns zur Zwischenstation „Glashütte“, von wo aus es später (Busverbindung nur zweimal täglich!) über die Grenze nach Österreich bis zu unserem nächsten Übernachtungsort geht.
Diesen gemütlichen Gasthof gibt es schon seit dem 12. Juli 1698.
Einer der Tegernseer Mönche versuchte hier früher eine Glasbläserei aufzubauen. Den Namen „Glashütte“ erhielt das kleine Dorf jedoch erst 1808 nach Gründung der Gemeinde Kreuth.
Tag 4:
Regen, Regen, Regen. Unwetterwarnungen auf allen Kanälen. Da macht auch der geplante Spaziergang entlang des Achensees in Nordtirol keinen Spaß.
Wir nehmen den Bus bis Maurach am südlichen Seeufer und von dort Umstieg bis Jenbach. Hier wartet die Zillertalbahn auf uns. Nur wenige Kilometer und wir kommen am Tagesziel Fügen an.
Tag 5:
Der reguläre Almabtrieb war erst am nächsten Wochenende geplant. Jetzt müssen die Tiere vor der unwarteten Kälte geschützt werden und ins Dorf runter geholt – ohne grosses Tamtam und Feier, aber das Wohl der (glücklichen) Kühe geht vor. Finde ich gut. Schön, das wir das zufällig bei der Fahrt im Wanderbus mitbekommen.
Ganz entspannt erreichen wir schon am Vormittag ohne jede Wanderung das Hotel in Hochfügen. Theoretisch könnten wir Ski fahren und rodeln.
Es ist zwar nicht die Tour mit Sommertemperaturen und schönem Wetter, die ich mir vorgestellt hatte. Es ist ganz anders, aber auch sehr schön: es geht mir richtig gut damit. Die Hotels sind super mit Wellnessbereich, das Essen immer erstklassig und wir haben Urlaub und sind gesund. Da müssen eben die Wertigkeiten mal überdacht und flexibel gestaltet werden. Kein Gejammer auf hohem Niveau sondern Dankbarkeit für das, was mir geschenkt wird. Eine gute Lektion.
Tag 6:
Der Wanderbus zurück nach Fügen fährt erst um 11.30 Uhr, da können wir uns noch ganz entspannt im Ort umschauen.
Hier ist alles komplett auf Wintersport eingerichtet, allerdings nicht so spontan für ein paar Tage im Sommer. Allerdings konnte ich einige Sportliche beobachten, die schon frühmorgens mit Skiern die Pisten hochgelaufen sind. Respekt, das wäre mir zu anstrengend.
Der Bus bringt uns sicher wieder ins (Ziller-)Tal hinab, da auch heute von der ursprünglichen Tour nach Mayrhofen über die Berge abgeraten wird.
Leider müssen wir uns von der wunderbaren Schneelandschaft wieder verabschieden.
Hier im Tal ist es wieder grün und es regnet nicht, weshalb wir eine Zwischenstrecke von Uderns bis zur „Bedarfshaltestelle“ Angererbach zu Fuß laufen.
Wie aus der Zeit gefallen erscheint mir die alte Zugverbindung der Zillertalbahn. Funktioniert aber offensichtlich pünktlich und zuverlässig, besser als die DB in vielen Fällen.
Die Endstation in Mayrhofen ist gleichzeitig unser heutiger Übernachtungsort. Insgesamt waren es dann heute 13 km.
Tag 7:
Heute wäre der Tag gewesen, an dem wir von Mayrhofen aus über den Gebirgskamm nach Italien gelaufen wären. Fällt aus wegen unbegehbarer Wegstrecke.
Der Reiseveranstalter schickt ein Grossraumtaxi, um die Gäste ohne Blessuren zur nächsten Unterkunft zu bringen. Wir sind 2 Stunden unterwegs: Zillertal zurück nach Jenbach, dann bis Innsbruck und über die alte Brennerstrasse bis Sterzing. Wir fahren sogar an dem Hotel vorbei, in dem wir morgen die letzte Nacht verbringen. Von Sterzing hoch ins Pfitschtal nach Kematen.
Es regnet sich so richtig ein, so dass heute wieder ein Hoteltag auf dem (Alternativ-) Programm steht. Mal sehen, ob wir morgen die geplante letzte Etappe zu Fuß nach Sterzing laufen können. Die Wettervorhersagen lassen hoffen.
Tag 8:
Ja, Petrus meint es gut mit uns und liefert den perfekten regenfreien Sonnentag, so dass wir endlich mal die Chance haben, eine der geplanten Strecken von Anfang bis Ende zu wandern.
Dieser Torturm ist das Wahrzeichen Sterzings. 46 Meter hoch und in den Jahren 1468 bis 1472 aus Granit erbaut, hatte er vor allem schützende Funktionen. Von hier konnte die Wache auch vor Feuer warnen. Sehr wichtig, zumal Sterzing mal komplett abbrannte und neu aufgebaut werden musste. Daher die Bezeichnung „Neustadt“.
Wir kommen noch in den Genuss einer Stadtführung extra für die Alpenüberquerer dieses Tages.
Stadtführer Eugen, im Hauptberuf Lehrer, macht das sehr charmant. Eben so ein Lehrer, der Wissen mit Humor vermittelt und den man allen Schülern nur wünschen kann.
Unser Stadtführer hat Zugang zum Schlüssel und wir können das historische Gebäude auch von innen besichtigen.
Das Rathaus aus dem 15.Jahrhundert ist beeindruckend gut erhalten.
Es hat mich sehr beeindruckt, dass in früheren Zeiten in diesem Raum z.B. Kaiser Maximilian, König Philipp aus Spanien und Maria Theresia etc. empfangen wurden.
Die großteils originalen Butzenscheiben in Bleifassung lassen nur gedämpftes Licht in den Ratssaal.
Die Stadtführung war ein angenehmer Abschluss des Tages und somit auch des Abenteuers Alpenüberquerung. Von den insgesamt 23km, meist bergab, ist man schon ziemlich angestrengt. Ich mag mir gar nicht vorstellen wollen, wie ich mich körperlich gefühlt hätte, wenn ich die gesamte Strecke hätte wandern müssen. So bin ich eigentlich sogar dankbar für den plötzlichen Kälteeinbruch und die vielen Ausfälle. Die Hotels waren alle schön und das Erlebnis in Hochfügen mit dem vielen Schnee wird mir unvergesslich bleiben. Alles gut. Ich habe auch nicht vor, sowas nochmal zu planen. Die Tour wird mir in guter Erinnerung bleiben und das ist ein positives Fazit.
Tag 9:
Rückfahrt von Sterzing nach Gmund am Tegernsee in nur etwas mehr als 2 Stunden. Von dort mit Regionalzug nach München und anschließend ICE nach Köln.
An dieser Stelle mal ein Lob an die Deutsche Bahn: Zumindest diese Strecke hätten wir nicht bequemer,“zügiger“ und sogar preiswerter mit dem Auto fahren können. Gerne wieder.