Dies ist ein Extrabeitrag nur für die Blümchenfreunde unter Euch. Ich habe so viel Schönes gesehen am Wegesrand und möchte diese Eindrücke hier kompakt darstellen und hoffe, es gefällt Euch genauso gut wie mir.
Hier kommen die Eindrücke vom zweiten Teil in Spanien:
So, heute also Ankunft tatsächlich am Ziel: Santiago de Compostela. Kaum zu glauben. Passend dazu verschwindet der morgendliche Regen. Erste Eindrücke:
Zunächst schaue ich mir die Kirche St. Franziskus an, da sie in der Straße meiner Unterkunft liegt und mich mit dem offenen Portal zur Einkehr einlädt.
Hier danke ich für all das Gute, das mir auf dem Weg widerfahren ist. Dezente gregorianische Gesänge als Hintergrundmusik lassen eine spirituelle Atmosphäre aufkommen.
Doch nun zieht es mich zum Vorplatz der Kathedrale. Und es ist tatsächlich so, wie ich es oftmals gelesen habe: der Anblick der Kathedrale lässt mich kurz erschauern und Innehalten. So eine beeindruckende Fassade sucht ihresgleichen.
Ich besichtige die Kathedrale nun von innen:
Für meinen persönlichen Geschmack ist das Innere sehr überladen und die erwartete spirituelle Verzückung stellt sich bei mir leider nicht ein. So ist die Reise wohl für jeden anders, wie das „richtige Leben „.
Meine spirituellen Erlebnisse hatte ich beim Laufen in der Begeisterung über die wunderschöne Natur, meist an der Portugiesischen Küste. Aber auch das Übersetzen nach Spanien im kleinen Boot wird mir ein unvergessliches Erlebnis bleiben.
Der Tag beginnt im Regen, der jedoch im Laufe desTages nachlässt. Guter Dinge verlasse ich meine supertolle Unterkunft und verabschiede mich auch von den amerikanischen Mitreissenden, mit denen ich gestern so einen geselligen Abend erleben durfte.
Durch den Regen ist eine besondere Atmosphäre entstanden. Hier im Bild ein klassischer galizischer Kornspeicher auf Stelzen, den man in fast jedem Garten findet. Wird gerne zB für Mais genutzt.
Ein paar Blumenfotos für gleichgesinnte Naturliebhaber.
Deshalb bin ich auch immer so langsam unterwegs, weil ich an solchen kleinen Augenweiden einfach nicht vorbeigehen kann, ohne ein Foto zu machen.
Weiter zum Ort Arcade, wo der Weg wieder über eine alte Römerbrücke führt.
Bald folgt ein längerer Waldabschnitt …
..mit Resten eines alten Römerweges.
Die Verkaufsstellen bieten Obst und Jacobsmuscheln (Symbol der Pilgerer) und vor allem Krimskrams. Man kann sich auch einen Stempel in seinen Pilgerpass drücken lassen. Ich persönlich finde diese Stände zu kommerzialisiert, aber das Geschäft mit den Pilgern gehört seit Jahrhunderten mit dazu und sei den Galiziern gegönnt.
Eine wirklich abwechslungsreiche schöne Strecke heute bis Pontevedra.
Wie Ihr wisst, mag ich lieber „leere“ Fotos, d.h. ich versuche eher die stillen Momente einzufangen statt anderer Personen. Heute ist Sonntag und es sind aufgrund der Nähe zu Santiago viele Camino-Tagesausflügler auch in kleinen Gruppen unterwegs.
Mich stören laute Unterhaltungen im Wald und so lasse ich diese Leute gerne an mir vorbeiziehen oder überhole. Dies nur zur Erkäuterung, um kein falsches Bild wiederzugeben.
Und nach 20 km Ankunft in Pontevedra. Ein bisschen Klugscheissern muss jetzt sein:
In Pontevedra, einer Stadt mit einer langen Seefahrts- und Handelstradition, befindet sich einer der wichtigsten und elegantesten Altstadtkerne Galiziens. Neben der Ria von Pontevedra erstreckt sich das Labyrinth aus Straßen und Plätzen der alten Stadt, wo bedeutende zivile und religiöse Bauwerke stehen.
Schon seit sie von den Römern Ad Duos Pontes getauft wurde, hat das Meer den Charakter Pontevedras im Lauf der Jahrhunderte in Form von Werften, Fischerhäfen und einer intensiven Handelsaktivität stark geprägt.
Hier noch ein paar Eindrücke vom anschließenden Stadtrundgang:
Die Pilgerkirche besitzt die kuriose Form einer Jakobsmuschel und ist der Jungfrau Maria gewidmet.
In der Pigerkirche findet täglich um 19.30 Uhr eine spezielle Pilgermesse statt.
Direkt neben der Pilgerkirche steht die Kirche des St. Franziskus, ehemalige Klosterkirche.
Sie wurde zwischen dem 14. und dem 15. Jahrhundert erbaut und gehört zum Typus der Bettelordenskirche in Galicien. Der Baustil ist gotisch. Sie hat einen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes mit einem einzigen Kirchenschiff und einem Querschiff.
Mir gefallen diese schlichten Naturstein-Innenräume sehr gut. Sie strahlen eine gewisse Wärme aus.
Und abschließend eine weitere beeindruckende Kirchenfassade der Basilika Santa Maria La Mayor. Leider war sie geschlossen.
Die Erfahrung von gestern, dass ich körperlich weit über meine Grenzen gegangen bin, möchte ich heute ausgleichen. Und zufällig (!) liegt der Bahnhof auf dem Camino Richtung Norden. Sagt es keinem weiter, wir sind ja unter uns, aber ich habe mich in Vigo in den Zug nach Redondela gesetzt. 12 Minuten. Und ich fand es toll!
Mit meiner Zugbekanntschaft, der es ähnlich wie mir ging, habe ich dann noch im Café ein gutes Gespräch geführt. Dann ging es raus aus Redondela Richtung Norden.
Es sind laut Navi von hier noch 6,5 km bis zu meiner heutigen Unterkunft und zum Schluss werden es knapp 10 km sein inclusive Bergaufgehen, das reicht vollkommen für einen „Ruhetag“.
Eigentlich hatte ich gar nicht nach dem Weg gefragt, aber nach einer kleinen Rast schaute ich zur Orientierung auf mein Google Maps und hatte schwupps wieder einen galizischen „Guide“ an meiner Seite. Sogar zwei: Mann mit Hund.
Er hatte wohl Zeit -wer hat das heute noch?- und liess erst gar keine Widerrede aufkommen. Er drehte um, den Hügel hinauf zeigend und wollte mich davor bewahren, den Berg steil hinaufgehen zu müssen. Steiler als jetzt. In der Mittagssonne. Oh jeh.
Schweigend trieb er mich gnadenlos den Hügel bis auf halbe Höhe rauf. Langsamer ging nicht, er war auch ein Läufer (aber ohne Rucksack!), Pause machen schon gar nicht.
Ich war glücklich über jeden Schatten und vom müden Hund erzwungene Gehpause.
Dummerweise liegt das Hotel mitten in einer Hügellandschaft. José Miguel zeigt mir den Weg um den Hügel auf halber Höhe. Ohne Gespräch und wenn nur ein wenig mit meinen paar Brocken Spanisch. Die Galizier helfen wohl sehr gerne, aber ohne Geplauder. Mir seinen Namen zu sagen musste ich mir zum Abschied quasi erzwingen.
Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, dass diese Unterkunft so eine besondere Lage hat. Traumhaft, endlich mal nach den ganzen selbstauferlegten Strapazen ein echter zumindest halber Urlaubstag. Ich werde ihn genießen.
Heute wieder sehr unterschiedliche Eindrücke, weil ich zunächst den „Inlandsweg“ dem Weg am Strand vorgezogen habe.
Es geht los in Sabaris über eine historische Brücke. Das hat ein besonders Pilger-Flair.
Es folgt ein absolut stiller Weg, auf dem ich die angenehme Morgen -Atmosphäre genießen kann. Ein Moment, indem ich sehr zufrieden damit bin, so ganz alleine unterwegs zu sein. Das ist durchaus nicht immer so.
Die Beschriftung ist anfangs noch hervorragend.
Sehr liebevoll an einer privaten Hauswand der Gruß an die Pilger:
Irgendwann verliere ich die Orientierung. Und genau in diesem Moment kommt ein Einheimischer vorbei, der sowieso gerade seine Runde macht und mich und eine junge Polin unter seine Fittich nimmt. Sehr bestimmt und dann schweigsam führt er uns durch ein Labyrinth durch Wäldchen am Rande des Industriegebietes hinaus zum nächsten Örtchen Nigran.
Sein Tempo über ca 2 km halte ich kaum durch, ich bin doch eher langsam. Er hat allerdings auch keine 7 kg auf dem Rücken.
Er erzählt vom Camino Frances (800 km von Frankreichs Grenze bis Santiago), den er in 30 Tagen geschafft hat. Kaum zu glauben, starke Leistung. Turbo aus meiner Perspektive. Danke, Juan oder wie immer auch dein Name war.
Danach folgt wieder eine ländliche Phase
Nach etlichen Kilometern und auch Umwegen (ich folgte heute nur dem Gefühl und nicht unbedingt Navy, das macht Strecke sag ich Euch!)
Und nun nochmals rechts ab, Hügel hoch, es ist nach 16 Uhr und ich bin körperlich am Ende. Noch 6 km. Der komplette Körper besteht aus Schmerz. Der Kampf mit dem inneren Schweinehund: „Nein, ich nehme nicht den Bus!“, obwohl ich Dutzende von Haltestellen passiere.
Ich hab mir das ja freiwillig ausgesucht, jetzt muss ich tapfer sein. Erstaunlich, wie der Mensch eigene Grenzen wahrnimmt und auch überschreiten kann.
Handy-Akku ist leer, mein Akku quasi auch.
Ich schleppe mich glücklich zum heutigen Stadthotel. Schlicht, aber sauber. Dusche kalt, aber egal. Ausruhen.
Der Stadtbummel reduziert sich quasi auf Null, hier der einzige Schnappschuss an der Promenade
Heute geht es wieder zunächst an der Küste entlang, bis mittags wie gewohnt mit Bewölkung.
Meine heutige „Camino-Lektion „: der Weg ist immer leichter zu gehen, wenn Du ein Ziel vor Augen hast.
Auch wenn ich an der Straße entlang gehe so ist der Atlantik doch ganz nah.
Eigentlich hätte ich irgendwann rechts in die Berge hochgehen müssen, um die Nordwestspitze der Landzunge zu umgehen. Allerdings bevorzuge ich den flachen Weg, auch wenn er etwas weiter ist, als mit dem schweren Rucksack die Berge rauf und runter zu müssen.
Also einmal um den Leuchtturm herum, nach einigen weiteren km ist dann Bayona in Sicht.
Im Grunde gibt es kein richtig oder falsch. Immer Richtung Norden und dem Gefühl folgen, das oft bessere Ratschläge gibt als das Navi.
Noch 4 km, dann bin ich endlich ich meiner heutigen Unterkunft angekommen
Es ist immer noch der „Portugiesische Jacobsweg „, auch wenn ich jetzt schon in Spanien bin, aber es richtet sich wohl immer nach dem Startpunkt.
Bei bedecktem Himmel-wie wohltuend!- verlasse ich um 9.15 Uhr den unspektakulären Ort A Guarda. Er ist für den Langusten-Fang bekannt, aber für diese Tierchen konnte ich mich noch nie begeistern. Also weg hier.
Da New York noch so weit weg ist, bleibe ich brav auf meinem Jacobsweg, der meistens gut ausgeschildert ist.
Die Holzwege gibt es in dieser felsigen Gegend nicht mehr, jetzt wird es etwas bergig.
Gegen Mittag kommt die Sonne heraus und der Weg führt nur für kurze Zeit an der Straße entlang.
Schließlich führt der Weg wieder am Atlantik lang und es gibt atemberaubende Aussichten
Und dazu die Geräuschkulisse der Brandung !
In fast jeder Kirche, falls sie geöffnet ist, kann sich der Pilger einen Stempel in seinen Pilgerpass machen. (Beim Imbiss gab es übrigens auch einen)
Die Klosterkirche in Oia hätte ich gerne besichtigt, war aber wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Sehr schade, denn sie ist von außen schon vielversprechend.
Die letzten 3 km verlaufen über Felder. Und täglich sind die letzten 3 km die schwersten, egal wie lang die Strecke war.
Um 15.30 Uhr komme ich dann endlich am Tagesziel an.