Für heute wählen wir spontan eine Strecke aus, die als landschaftlich reizvoll beschrieben wird- und das ist nicht zu viel versprochen. Mit der Autofähre überqueren wir den Sognefjord und erreichen schon bald die Stabkirche von Kaupanger aus dem 12. Jahrhundert.
Ganz friedlich steht sie da und man kann in der Ferne den Fjord durch die alten Bäume erkennen. Umgeben vom würdigen Friedhof, dessen alte Grabsteine von Rasen umgeben sind. Es ist ein Ort der Ruhe. Schon von außen wirkt die Kirche auf mich angenehm, da sie durch die hölzerne Fassade schlichte Natürlichkeit verkörpert.
Wir entscheiden uns dafür, das Gebäude aus dem 12. Jahrhundert auch von innen anzuschauen.
Belohnt werden wir mit dem absoluten Luxus einer Einzelführung . Eine junge sympathische Norwegerin aus dem Ort erläutert uns die Hintergründe auf Englisch (so perfekt wie wir es hier überall antreffen und das so selbstverständlich und akzentfrei klingt, als ob wir eigentlich durch England fahren würden). Der Eindruck der Kirche im Innern ist warm und angenehm, da sie vollständig aus Holz erbaut ist und auch so natürlich danach riecht. Du möchtest sofort eine der 20 Holzsäulen (daher Stabskirche ) mit ihrer glattglänzenden Oberfläche berühren. Fasziniert hat mich die Geschichte dieser immer noch so gut erhaltenen Pinienstämme, die von versierten Kirchenkonstrukteuren in den Wäldern speziell für ihre spätere Verwendung ausgesucht wurden. Man hat sie schon bis zu 10 Jahre vor Verarbeitung ohne sie zu fällen entrindet, wonach das Harz austrat, sie quasi ausbluteten und auch von jeglichem Ungeziefer verlassen wurden. Wind und Regen machten sie dann für ihre spätere „Aufgabe“ widerstandsfähig, also eine natürliche Imprägnierungsphase der Natur. Immerhin stehen die Kameraden schon seit 800 Jahren da und sind noch immer stabil!
An den Wänden sind ganz schlichte Bemalungen auf dem Holz erhalten:
Interessant war auch die Verbreiterung der Kirche, indem sie in der Mitte geteilt und dort verlängert wurde. Sie wurde aufgrund der vielen zuerst noch katholischen Frommen vergrößert, die 3 Mal täglich -damals noch ohne Sitzbänke- zum Beten kamen. Der Ort Kaupanger kommt wohl von „Kaufanger“ und war ein großes Handelsstädtchen im Mittelalter.
Der Gletscher:
Das nächste highlight an diesem Tag ist ein Gletscher aus nächster Nähe. Wen die naturwissenschaftlichen Hintergründe interessieren kann sich das architektonisch schon von außen interessant gestaltete Gletschermuseum anschauen:
Mir gefällt eher Natur pur und ich bin quasi in Ehrfurcht erstarrt beim Betreten des Weges , der wenige km nach dem Museum vom Parkplatz aus auf ein kraterähnliches Bergmassiv zuführt.
Im Jostedalsbreen-Nationalpark:
Der Jostedalsbreen ist der größte europäische Festlandgletscher, ca. 40 km lang und 15 km breit. Die Eisschicht soll bis zu 500 m dick sein, unvorstellbar!
Oben die trotzig der Sonne widerstehenden Eismassen, dann Felsen mit kleinen Wasserfällen oder Rinnsalen, die sich in den glasklaren Gletschersee ergießen und dann in dem kräftigen Flüsschen sich weiter ins Land schlängeln. Alles hochromantisch, einige Kühe stehen im Gebüsch und die vereinzelten Touristen aus dem Reisebus und den wenigen Autos und WoMos verlaufen sich . Was für eine wunderbare Natur…