1. Tag Jacobsweg Portugal von Porto nach Santiago de Compostela

Tag 1

Kathedrale Porto

Schon vor 10 Jahren wollte ich den Jacobsweg laufen, aber es schien nie den richtigen Zeitpunkt zu geben. „Jetzt oder nie“, ich bin das Verschieben leid und habe vom Flug bis zu den Unterkünften alles durchgebucht für einen „Alleingang“ im wahrsten Sinne des Wortes.

Innenhof Kathedrale

Gesagt getan bin ich heute vom Flughafen nach Porto mit dem Bus gefahren, um mir in der Kathedrale den klassischen ersten Stempel abzuholen.

Kreuzgang mit Fliesenreliefs
Altarbereich wird fleissig renoviert

Als Pilgeranfängerin habe ich nach einem sanften Einstieg gesucht. Der Küstenweg in Portugal soll eine gute Einstiegssttecke auch für Neulinge sein als Alternative zum spanischen Camino. Ausserdem kann ich so in nur 2 Wochen das Ziel erreichen und muss den Weg nicht auf mehrere Strecken verteilen.

Jetzt geht’s los

Nordwestlich von Porto in Matosinhos geht es dann los. Direkt am Atlantik. Traumhaftes Wetter, der kühle Nordwind macht das Laufen angenehm, in der Stadt war es mir mit 7kg Gepäck auf dem Rücken schon zu warm .

Herrliche Wegführung auf Holzbohlen mitten durch die Dünen.

Später wird es immer ländlicher, kleine Fischerdörfer reihen sich aneinander.

Flussmündung
Stille
Immer wieder Strandbars mit Meerblick
Beschwerlicher „Endspurt“ durch den feinen Sand

Nach 25 km erreiche ich erschöpft aber zufrieden die erste Unterkunft.

Decksteiner Weiher Köln

Manchmal muss man gar nicht so weit fahren, um ein wenig Urlaubsfeeling zu spüren. Heute geht es mit dem Fahrrad durch den Grüngürtel zum Decksteiner Weiher, quasi parallel zum Militärring.

Angelegt wurde der Parkweiher künstlich mit gradlinigen Ufern im Auftrag Konrad Adenauers Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts im Rahmen der Umgestaltung des ehemaligen Kölner Festungsringes.

Kunst am Wegesrand

Inzwischen sind die in gleichmäßigem Abstand gepflanzten Kastanien am Rundweg stattliche und imposante Bäume und bieten im Sommer eine fast geschlossene Blätterdecke, die vor Sonne schützt.

Sie wirken einzeln und in der Gesamtschau majestätisch. Gerade jetzt im Frühling ist das frische Grün eine Augenweide.

Hier kann man spazieren oder joggen, den Hund Gassi führen, mit dem Rad um den See fahren (10 km) oder einfach am Ufer von einer Bank aus die vielen Schwäne beobachten und die Seele baumeln lassen.

Genießer 😉

Als Abschluss bietet sich ein Kaffee auf der Terrasse des „Haus am See“ an mit Blick aufs Wasser. Da kommt fast ein bisschen Urlaubsstimmung auf und man vergisst für kurze Zeit, dass man sich in einer Großstadt befindet.

Haus am See

Im Sommer kann man hier auch Boote mieten. Ein Minigolfplatz mit Imbiss und Aussengastronomie bietet auch eine Alternative bei schönem Wetter.

Bachhaus Eisenach

Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in Eisenach geboren. Bis heute dachte ich, dass er aus Leipzig stammt, aber dorthin kam er erst später in seiner Hauptschaffenszeit. Gestorben ist er aber dort am 28.Juli 1750. Bis zum 10. Lebensjahr wuchs der kleine Sebastian in Eisenach auf. Dann wurde er schon Vollwaise und zog zu seinem 13 Jahre älteren Bruder, bei dem er die erste musikalische Ausbildung erhielt.  Das Bach-Museum gibt es schon seit 1907.

Bachdenkmal auf dem Museumsvortrag

Im historischen Bachhaus sind Wohnräume aus Bachs Zeiten zu besichtigen.  Hier findet stündlich ein kleines Konzert auf historischen Musikinstrumenten aus der Bachzeit vor.

Historisches Bachhaus, Gartenseite

Zum 100jährigen Bestehen des Museums wurde ein Neubau an den Altbau angesetzt. Ich finde diesen Betonklotz so architektonisch daneben, dass ich ihn sogar aus Abscheu nicht fotografiert habe. Innendrin ist es allerdings prima gestaltet mit allem, was einen Museumsbesuch von heute nicht langweilig werden lässt.

Jetzt kenne ich also die Unterschiede von Spinett, Clavichord und Cembalo, weil sie der vortragende Musiker so nett erklärt hat.

Die Wartburg in Eisenach

Wenn man schon mal an der Grenze zu Thüringen ist, ist Eisenach mit der berühmten Wartburg eigentlich nur noch einen Sprung entfernt. Die wollte ich mir schon lange mal anschauen, steht auf meiner Löffel-Liste (= Liste mit Dingen, die noch zu verwirklichen sind, bevor man den Löffel abgibt ;-).

Der Klassiker

Zu Fuss erklimmen wir den recht steilen Weg zur Burg hoch über Eisenach. Nette Schautafeln zu Luthers Leben machen den Weg interessant und es fällt nicht so auf, dass ich bei dem bisschen Steigung schon schnell ausser Atem bin. Aber zu Luther kommen wir später noch.

Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel lässt den Aufstieg angenehm werden. Ca.3 km von der Stadtmitte Eisenberg aus erreichen wir den historischen Ort des Begehrens, um eine weitere Bildungslücke zu schließen.

Blick von der Burg aus zurück

Die ehrwürdige Burg spätromanischer Baukunst hat seit dem 12. Jahrhundert schon so einiges in der deutschen Geschichte mitgemacht.  In diesem Zusammenhang erscheint die Teilung Deutschlands auf der Zeitleiste fast zur Bedeutungslosigkeit zusammenzuschrumpfen.

Innenhof

Zurück zum ehrwürdigen Gemäuer.  Im Innenhof flattern ein paar weisse – landläufig als Friedenstauben bekannte – Vögelchen herum. Hoffentlich ein gutes Zeichen, dass der Ukrainekrieg bald beendet sein wird. Hier in Thüringen ist man schon ein beunruhigendes Stück näher dran als im heimischen Rheinland.

Vogel mit starker Symbolkraft

Die Burg war berühmter Schauplatz der schönen Künste im Mittelalter und hier wurden u.a. Lieder zur Laute von Walther von der Vogelweide (1170-1230) geschmettert und  Dichtungen Wolframs von Eschenbach entstanden. Den Walther kennen wir ja schon aus Bozen, wo er in Bronze gegossen auf dem Marktplatz steht. Erstaunlich für uns moderne Menschen im Zeitalter von Internet und schnellen Autos uns vorzustellen, wie so ein „Song“ -ehemals Minnegesang- sich damals über so grosse Entfernungen verbreiten konnte und ein Hit wurde, der bis heute in Überlieferungen existiert.

Walther, bedeutendster Dichter mittelalerlicher Lyrik

Hier auf der Burg soll der sogenannte „Sängerkrieg“ stattgefunden haben. (Es handelt sich hierbei vermutlich um den Ursprung des heutigen ESC ;-)), der eingefleischten Wagnerianern aus dem „Tannhäuser“ bekannt sein sollte. War mir persönlich neu, bin aber auch kein Fan der stundenlangen düsteren Musikexesse von Richard Wagner.

Ebenso bekannt und verehrt bis heute soll die Heilige Elisabeth von Thüringen sein, von deren Leben und Wirken zwei der Palasräume in den Wandbildern erzählen. Noch eine weitere Bildungslücke geschlossen, ist vielleicht für eine Frage bei Günter Jauch mal wichtig ;-).

Bilderwände

Nun springen wir weiter in der Geschichte und befinden uns jetzt in den authentischen Räumlichkeiten, über deren knarzende Dielenbretter schon Martin Luther von Mai 1521 bis zum März 1522 gelaufen ist. Das ist genau ein halbes Jahrtausend her und die schöne Burg steht immer noch. Das macht mich tatsächlich ein wenig ehrfürchtig. Dies ist also die Geburtsstätte der Lutherbibel.

Martin Luther, gemalt von Lucas Cranach
Luthers Arbeitszimmer

Lucas Cranach der Jüngere aus Wittenberg war wie sein Vater (praktisch: der war Lucas Cranach der Ältere) ein guter Bekannter von Luther. Er hat u.a. Luthers Eltern portraitiert und ihn auch später bei der Vervielfältigung von Flugschriften unterstützt.

Luthers Eltern, von Cranach portraitiert

Als Maler reformatorischer Altäre, als Porträtist und hochbegabter Zeichner gab auch Lucas Cranach der Jüngere der Reformation ein Gesicht und hat uns viele Portraits aus der Reformationszeit überliefert. 1550 übernahm er die Werkstatt seines Vaters in Wittenberg, dessen Malstil er lange beibehielt.

Etliche reformatorische Flugschriften, eine von Luther handschriftlich kommentierte Bibel und verschiedene Gegenstände aus seinem Besitz runden das historische Highlight ab.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte die zur Ruine gewordene Wartburg das grosse Glück, einen Liebhaber im Großherzog Carl Alexander zu finden, der sie umfassend erneuerte und dekorativ ausgestaltete. Die mittelalterliche Bausubstanz wurde erhalten und restauriert als Denkmal von nationaler Bedeutung (danke, Carl Alexander für deine Weitsicht!) und durch stimmige Neubauten ergänzt.

Anlässlich des 300.Jahrestages der Reformation und des 4. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig versammelten sich genau hier in diesem Saal-vermutlich ohne Bestuhlung, sonst hätten sie nicht alle reingepasst- am 18. Oktober 1871 rund 500 Studenten und einige Professoren von 11 Universitäten. Ziel war die Erschaffung eines einheitlichen Deutschlands, erstmals wurden die Farben der heutigen Bundesflagge schwarz-rot-gold als Symbol der nationalen Einheit zur Schau gestellt. Wieder ein Meilenstein auf dem Weg zur Bundesrepublik. Und hier bist du quasi mit dabei im historienumwobenen Festsaal.

Der historische Saal

Insgesamt ist die Besichtigung der Wartburg sehr vielfältig, interessant und für Geschichts- und Burgenfans gleichermaßen sehenswert. Weitere Infos findet Ihr hier:

www.wartburg.de

Grossburschla

Kennt vermutlich keiner. Verwandtenbesuch führt mich für ein Wochenende hierhin und ich erfahre einiges über die ehemalige Grenzstadt an der Werra. Grenze Hessen Thüringen und auch leider viel zu lange innerdeutsche Grenze.

Großburschla wurde zur sowjetischen Enklave in der amerikanischen Zone.

Während der innerdeutschen Teilung nach 1945 ragte aufgrund einer merkwürdigen Grenzziehung das thüringische Großburschla ca. 7 km nach Hessen hinein und lag damit komplett im Grenzgebiet der DDR. Es durfte nur von Anwohnern und Menschen mit besonderer Genehmigung betreten werden.

Kaum zu glauben, dass Grossburschla aufgrund der geschützten Lage im Werratal einst eine blühende Ortschaft war. Es wurde sogar Tabak angebaut! Der Ort versorgte bis in die 1960er Jahre zahlreiche Tabakfabriken im Umland.

Einige traurige Relikte aus früherer Zeit
Das „Hessische Ende“ als Strassenschild

Hier noch zwei Orte in der Nähe von Grossburschla:

Wanfried
Altenburschla

Schloss Morsbroich- Leverkusen

Heute erzähle ich von einem Ausflug ganz in die Nähe von Köln zum Schloss Morsbroich in Leverkusen. Es liegt wie eine Insel im verkehrsreichen Drumherum und umgeben von einem Skulpturenpark mit altem Baumbestand. Vor diesem Besuch war mir das Schloss nicht bekannt. Anlass des Ausflugs ist eine Ausstellung von Mischa Kuball, genannt ReferenzRäume, die sich im Schloss befindet.

1775 wurde das Schloss im Rokoko-Stil errichtet. Als Vorbild diente das Jagdschloss Falkenlust in Brühl. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch ein dazugehöriger englischer Landschaftsgarten angelegt. Das Schloss empfängt den Besucher mit einer Art von Leichtigkeit, vielleicht auch aufgrund des einladenden rund angelegten Innenhofes.

Das Museum im Schloss ist ein Museum für Gegenwartskunst, beziehungsweise das komplette Schloss IST ein Museum. Als erstes Museum für moderne bzw. zeitgenössische Kunst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Bundesrepublik Deutschland wurde es im Januar 1951 eröffnet. Träger ist die Stadt Leverkusen.

Zehn bis zwölf Mal im Jahr bieten wechselnde Ausstellungen eine internationale Szenerie der zeitgenössischen Kunst. Werke von Josef Beuys, Gerhard Richter, Günther Uecker etc.  sind dort schon zu sehen gewesen.

Heute ist die Ausstellung von Mischa Kuball zu erkunden. Kuball, Jahrgang 1959 und wohnhaft in Düsseldorf, hat dazu gesagt: „Eine kleine Reise durch 30 Jahre meiner künstlerischen Arbeit “ und „Das Licht ist mein Material, weil ich glaube, damit eine Situation verändern zu können“. Doch seht selbst, hier sind einige ausgewählte Eindrücke:

Fachgerechte Führung
Five Planets
Spiegelsaal
„Stadt durch Glas“
Im Spiegelsaal finden auch Empfänge und Trauungen statt
Aussenbereich
Kunst von 1949
Skulpturenpark
Jetzt ist geschlossen
Sinnspruch über dem Ausgang des Geländes

Fuerteventura

Die weissen Dünen von Corralejo sind heute das erste Ziel unserer Fahrt mit dem Mietwagen vom Hafen in Puerto del Rosario aus. Sie liegen im Nordosten der Insel und stehen seit den 80er Jahren unter Naturschutz. Du fühlst dich sofort in die Sahara versetzt.

Die Insel hat im Durchschnitt nur fünf Regentage im Jahr, richtig kalte Tage gibt es nicht. Nachts kann es im Winter ganz selten schon mal bis zu 10 Grad kühl werden. Im Sommer herrschen angenehme Temperaturen, die selten über 28 Grad steigen.

In der Nähe gibt es wunderbare lange weisse Sandstrände und es sind viele Surfer hier zu sehen.

Porto de Fuste

Das nächste Ziel ist der schöne Jachthafen von Puerto de Fuste, etwas südlich des Flughafens. Ein ruhiger Ort um ein altes Kastell herum, sehr schick, sehr touristisch an einer ausladenden Bucht gelegen.

Castell de Fuste
Jachthafen

Die Insel erscheint mir insgesamt unspektakulär, viel Sand, wüstenähnluche Gegenden, zumindest das, was wir in kurzer Zeit auf der Autotour entdeckt haben.

Hiermit endet auch die Kreuzfahrt, denn morgen geht es wieder nach Hause. Schön war es.

Madeira – Monte

Mit dem Linienbus geht es heute  zum Dorf Monte, das mit Ausblick auf das 600 Meter darunter liegende  Funchal am Hang zu kleben scheint. Einst ein angesagter Kurort für die reichen Herrschaften ist es heute noch ein Anziehungspunkt für Touristen. Das verwilderte Anwesen des ehemaligen Grand Hotels lässt die historische Bedeutung ahnen.

Bis hier kann man auch mit der Seilbahn gelangen.

Seilbahn Funchal-Monte

Wir sehen die Korbschlitten am Rande der Straße stehen. Da heute Neujahr und damit Feiertag ist kann man sich nicht in den historischen Korbschlitten von 2 Lenkern  bis zum Dorf Livramento oberhalb Funchals steuern lassen.

Die Korbschlitten, die über keinerlei Lenkung oder Bremsen verfügen, werden von zwei in der traditionellen weißen Tracht gekleideten Schlittenlenkern gesteuert und durch Zurückhalten oder Querstellen gebremst. Schade, ich hätte mir das gerne mal angeschaut, getraut hätte ich mich nicht.

Kufenschlitten im Ruhestand

Dafür lädt die Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte, ab 1741 erbaut,  zur Besichtigung ein.

Kaiser Karl I vor der Kirche

Im linken Seitenschiff der Kirche ist der Sarg von Karl I, des letzten Kaisers von Österreich, aufgebahrt. Er wurde nach dem ersten Weltkrieg in die Verbannung nach Madeira geschickt, wo er bis zu seinem Tode 1922 mit seiner Familie in einem Herrenhaus  oberhalb der Kirche lebte.

Innenraum, schöne Holzdecke